Gastbeitrag von: Bücherwurm

Wenn ich daran denke, das wir alle letztes Jahr noch dachten: „Ach Corona ist bestimmt so schnell weg, wie es gekommen ist“. Und nun? Ist es immer noch da und wir hocken im Lockdown. Einerseits denke ich mir, berührt es mich kaum, denn der Kopf ist noch nicht wieder so fit, dass er Arbeiten überstehen würde. Andererseits nervt es mich nur noch. Ich möchte als Bücherwurm endlich mal wieder durch eine Buchhandlung stöbern. Ohne Masken, ohne Abstand, ohne Angst. War das doch immer meine erste Anlaufstelle, wenn es mir nicht gut ging oder eine Therapiestunde anstrengend war. Eine Buchhandlung ist für mich immer einen Besuch wert.

Aber auch vermisse ich meine Selbsthilfegruppe unwahrscheinlich. So sahen wir uns letztes Jahr wenigstens noch wenige Male, aber auch die nicht entspannt sondern mit Angst. Abstand halten, Lüften, Listen führen. Gespräche auf Distanz führen, kein enges Zusammenstehen. Dafür hatte ich aber 2 oder 3 mal den Hund dabei, der sich über die Aufmerksamkeit von allen Seiten freute und anschließend bereit fürs Körbchen war.

Es ist einfach zermürbend, nicht zu wissen wann und wie es weiter geht. Klar könnte ich die Zeit nun nutzen und an Problemen arbeiten, was ich mittlerweile auch tue. Aber ohne die Aussicht auf Besserung an Tag x ist das mit der Motivation halt einfach schwierig. Ich habe seit der Depression das Problem, dass Dinge für mich oft einen Sinn machen müssen, damit ich sie angehe und motiviert bin. Das macht die ganze Sache nur noch schwieriger. Hätte ich die Hunde nicht, den Familienhund und den Hund einer Bekannten, würde ich vermutlich nicht mal mehr raus gehen. Das Gassi gehen mit den 2 kleinen tut mir jedoch sehr gut und manchmal kann man über die Dusseligkeit der Hunde einfach nur lachen.

Ich versuche mir aktuell das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Sei es durchs Gassi gehen, durch die Online Selbsthilfegruppe, durch das Selbsthilfeforum, das ich Leiten darf, durch Lesen, Aufräumen oder Shoppen (überwiegend natürlich Bücher). Seit kurzer Zeit versuche ich mich auch vermehrt wieder am Konzentrationsaufbau durch Lernen. Ich weiß, wo ich hin will und was ich machen will, nur ob es wirklich das richtige für mich ist? Also mache ich über einen Kursanbieter nun Kurse zum Programmieren auf Englisch und es klappt erstaunlich gut. Es erscheint mir logisch und auch das Englische macht mir kaum Probleme. Ich hoffe, ich finde durch die Kurse heraus, ob es wirklich zu mir passt. Früher war es ein Hobby, das leider mit dem Schulabschluss eingeschlafen ist.

Aktuell versucht die kleine süße Depression wieder, Überhand zu gewinnen und mir weiß zu machen, wie anstrengend das doch alles ist. Mittlerweile merke ich es immerhin, wenn sie mir wieder versucht, in den Kram zu pfuschen. Ich lerne immer besser, mit ihr klar zu kommen und merke mittlerweile auch die, häufig versteckten, Versuche mir das Leben schwer zu machen. Ein Kampf gegen die Depression ist das dabei mittlerweile weniger, viel mehr ein Analysieren, Gegenhalten und manchmal auch Nachgeben, wenn sie nach einem Mittagsschläfchen schreit. Denn das große Problem ist immer noch, dass ich mich selbst gerne überfordere oder mir zu hohe Ziele setze, die ich aktuell gar nicht erreichen kann. Ich versuche dann oft einen Kompromiss zu finden, was auch ganz gut klappt.

Autor*in: Gastautor*in

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