Gastbeitrag von: Nordpole

Ich fühle mich allein.
Die Angst isoliert mich.
Sie lähmt Mundwinkel, meine Schritte und das Träumen.
Alle diese Dinge machen mich aus. Und nun zwingt mich die Angst das alles aufzugeben. Die Angst sperrt mich aus von mir.
Ich kann mich nicht fühlen wie sonst.
Mein Wesen muss innehalten.
Sonst wird es,
so weiß es,
sterben.
Ich kann nicht mehr!
Ich will nicht mehr!
Aber das jmd. sagen? Es aussprechen?
Nein!
Es real machen!
Das will ich!
So schreie ich um Hilfe!
Hämmere an die Käfigtür.
Doch keiner macht auf.

Wenn ich mit anderen spreche, höre ich immer die gleichen Dinge:
„ Das ist hart.“ „Das muss schrecklich sein.“
Gefolgt von Verständnisfragen und gut gemeinten Ratschlägen eines momentan unbescholtenen sachlichen Verstandes.
Ich brauche eigentlich nur ein:
„Ich bin für dich da!“
„Hab keine Angst!“
„Alles ist gut, ich glaube an dich!“
Das Nächste was da ran kommt ist:
„Das ist traurig.“
Das sagten meine Liebsten mir immer.
Dort wo sie bei mir sind hört die Angst auf mich zu packen.
Doch selbst das geht nicht oft.
Dabei ist es so einfach.
Oberflächlich und doch ausfüllend.
Es ist schon komisch.

Ich fühle mich wie ein Spatz den ein verstaubter Bauarbeiter einfängt, um ihn seiner Tochter zu zeigen.
Seine rauen, grobschlächtigen Hände haben meinen zarten, zerbrechlichen Körper fest im Griff. Nicht, dass er mich töten will, nein!

Dafür würgt er mich nicht,
drückt nicht fest genug zu.
Nur ab und zu wenn er seine Aufmerksamkeit auf seine Worte richtet, drückt er unterbewusst kurz und heftig zu.
Es ist als ob er mich noch in seiner Faust daran erinnern wollen würde, dass ich ihm ausgeliefert bin.
Ich bin sein Spielzeug.
Und ich weiß,
wenn ich mich bewege werde ich ohnehin sterben.

Doch ich lebe noch. Es ist schon komisch.

In diesem Moment bin ich allein.
Innerlich bereits tot.
Unsinnig davon auszugehen freigelassen zu werden.
Das sagt mir mein Instinkt,
meine Erfahrung,
meine innere Stimme.
So lebe ich noch.
Doch wenn er mich loslässt und ich wenig später mit anderen Spatzen bin, kann ich fliegen.
Kann ich sicher sein wer ich bin.
Es ist schon komisch.

Die Isolation weicht erst wenn Andere sie fühlen.
Wenn die Angst real wird, dann wird sie verständlich
und wenn ich sie verstehe kann ich sie greifen.
Aber ich kann sie nur zeigen wenn ich sie in der Faust halte. Es ist schon komisch.

Sie mag da sein.
Echt sein.
Aber ich bin nicht einsam.
Ich werde weiterleben und wieder mit den Spatzen fliegen!

Autor*in: Gastautor*in

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