Löwenzahnblume, die aus hartem Boden sprießt

Diesen Text habe ich ursprünglich nur für mich selbst geschrieben. Ich habe mir lange überlegt, ob ich diesen als Beitrag veröffentlichen soll. Und ich mache es nun gerade deswegen, weil über genau solche Gedanken und Gefühle der Verzweiflung oft nicht gesprochen wird. Aber weil sie dennoch existieren können in Momenten oder Phasen der Krise. Und gerade, weil es eigentlich so wichtig wäre, solche Gedanken und Gefühle nicht alleine tragen zu müssen, sie teilen zu können, damit sie einen Teil ihres Gewichtes, ihrer Schwere verlieren. Ich hab irgendwo mal einen Spruch aufgeschnappt, der in etwa so lautet: „Wenn Mist entsteht, mach Dünger draus.“ Und auf dessen Basis möchte ich es gern bildhaft erklären: Egal wie reflektiert wir sind, damit aus unserem Mist Dünger werden kann, kann es sehr hilfreich sein, ihn gemeinsam anzuschauen und zu bearbeiten: Ein paar nette Worte, das Gefühl nicht alleine damit zu sein, Verständnis zu erhalten, damit angenommen zu sein, neue Blickwinkel zu erkennen, oder es einfach mal ausgesprochen zu haben … So kann aus dem trockensten Boden, wenn er durchackert und gedüngt wird, wieder ein fruchtbarer Boden werden. Und auf fruchtbarem Boden kann wieder mehr Hoffnung wachsen, können sich neue Wege und Perspektiven ergeben.

Nun aber zum Text …

Eine wahnsinnig volle „Scheinleere“

Ich bin lebenshungrig und lebensmüde.
Entweder erfüllt mich derzeit eine wahnsinnig volle Scheinleere oder ein kaum auszuhaltender Schmerz. Eine wahnsinnig volle Scheinleere – Ich weiß, das klingt komisch, aber es fühlt sich in erster Linie an wie eine Leere, Gleichgültigkeit, Empfindungslosigkeit.
Doch dahinter herrscht ein riesiger Druck, ein Knoten aus überschäumenden Gefühlen, die mich vermutlich überwältigen würden, gäbe es nicht die schützende Scheinleere.
Ist das ein Abspalten von Emotionen? Schutz oder Vermeidung?
Diese „Leere“ war schon schwer erträglich, weil ich den Druck dahinter spürte und der Schmerz immer wieder kurz heftig aufblitzte, um anschließend wieder in die Scheinleere abzutauchen …

Normalerweise wütet bei einem Meer der Sturm an der Oberfläche.
Die Wellen tosen, schäumen, toben wild über die Oberfläche.

Würde man mich mit einem Meer vergleichen, wäre es bei mir genau andersrum.
Die Oberfläche liegt still und glatt da, strahlt scheinbare Ruhe aus und wirkt friedlich und besonnen.
Doch unter der Oberfläche brodelt und tobt das Gewässer. Niemand kann es sehen, dieses Leid, doch im Inneren wirkt es mit zerstörerischer Kraft. Zermürbend. Überwältigend. Ein scheußliches Gefühl.

Ein tosendes Meer voller Schmerz

… Doch ich habe mich getäuscht. Viel schlimmer ist es, die Emotionen ganz präsent zu haben.
An manchen Tagen beherrscht mich der Schmerz. Und ich sage bewusst „beherrscht“.
Wenn keiner meiner Versuche ihn mehr als nur für den Augenblick lindern kann … keine Ablenkung, keine Selbstfürsorge.
Wenn mich der Schmerz immer und immer wieder innerlich erzittern lässt.
Immer wenn ich denke, es geht wieder, kommt die nächste Welle, zieht mich noch tiefer.
Wenn ich ihn unterdrücke, türmt er sich auf und mich durchfluten kurze Schwindel. Also wohl doch zulassen, wenn möglich …
Manchmal raubt mir der Schmerz fast den Atem und ich atme still und ruhig, vollkommen beschäftigt damit ihn zu ertragen. Es ist wie ein Kampf ums Überleben. Ich weiß, dass ich es überstehe, aber es verlangt mir alles ab, ihn zu ertragen. Im Schlaf leide ich still weiter.
Ich brauche eine Pause. Ich fühle mich so machtlos ausgeliefert. Ich kann nichts tun.
Ich existiere und der Schmerz macht mit mir, was er will.

Mit dem Wunsch nach einem Ausweg im „Gedankenkarussell“

Ich brauche Hilfe, aber ich weiß nicht genau, was mir helfen könnte.
Ich brauche Hilfe, aber ich schaffe es nicht, welche zu holen … Sogar wenn es welche gäbe.
Ich brauche Hilfe, aber ich ziehe mich zurück.
Meistens gelingt es mir nicht. Warum? Ich bemühe mich wirklich, aber die inneren Hürden sind zu groß. Ich komme nicht dagegen an … will nicht lästig sein, will niemanden belasten, wertvolle Zeit stehlen, runterziehen, denke ich habe zu wenig Grund. Ich weiß ja nicht mal konkret, was ich bräuchte. Und vielleicht ist es auch Angst sich so zu zeigen.
Da sind sie wieder, die fiesen Glaubenssätze.
Also existiere ich weiter, als Häufchen Elend und verdammt allein.

PAUSE! Mir reicht’s!

Wofür das alles? Wofür all die Anstrengung? Immer kämpfen.
Ich existiere, obwohl ich eigentlich nicht will, doch will, nicht will, doch will …
Ich habe es so satt, Leid, Leid, Leid, Leid, Leid und Leid.
Eigentlich will ich leben. Es soll besser werden.
Und trotzdem gibt es Momente, in denen bin ich einfach nur des Lebens müde.
Es sind Ruhegedanken. Ich würde nichts machen, um nicht mehr zu leben, würde ich nicht. Und es muss offensichtlich irgendwo versteckt in mir verdammt viel Hoffnung geben. Also muss ich wohl oder übel leben, weitermachen.
Aber verdammt noch mal, ab und zu reicht es mir!
Und manchmal reicht es mir so stark, dass ich einfach gerne mein Bewusstsein ausschalten würde, nur für einen kurzen Moment … P a u s e … nichts mehr spüren, nicht mehr leiden. Ruhe. Frieden. Stille.
Ich bin lebenshungrig und lebensmüde.
Und wenn ich schon weitermachen muss, dann will ich nicht mehr nur existieren, ich will l e b e n!

Zum Abschluss noch ein paar Songtipps passend zum Thema:
Ruel – Hard Sometimes“
z.B. YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=0ZNfMVpzp8Q
„Lauren Daigle – Rescue“
z.B. YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=MgkNB4939YM
„Ruelle ft. Fleurie – Carry you“
z.B. YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=i39fan8ow-o
„Nichole Nordman – Sound of Surviving“
z.B. YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=IaOExJJa_YA

Autor*in: HighHopesInBlueSkys

Einen blauen Himmel voller Hoffnung – das ist das, was ich mir wünsche. Tatsächlich ist mein Himmel schon lange ziemlich wolkenbehangen. Depression, eine posttraumatische Belastungsstörung und resultierende Ängste und Sorgen verschleiern teils das lebensfrohe Blau. Doch in meinem Herzen bin ich eine Kämpferin. Ich glaube fest daran, dass hinter jedem großen Leid auch eine Chance steckt: eine Chance sich besser kennenzulernen, besser für sich sorgen zu lernen, die Qualitäten des Lebens neu schätzen zu lernen, Achtsamkeit zu üben, manches loszulassen und Neues für sich zu gewinnen. Diesen Weg will ich voller Mut und Hoffnung gehen, auf zu einem blaueren und sonnigeren Himmel, auch wenn es oft schwer fällt. Und das ist es auch, was ich von Herzen all jenen wünsche, denen es ähnlich geht: den eigenen, ganz individuellen und wertvollen Weg zu einem blaueren Himmel zu finden.

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