Vorab: Ich bin kein konfliktscheuer Mensch und würde behaupten, dass ich dazu in Lage bin Probleme kritisch zu hinterfragen. In den geschilderten Situationen bin ich genau aus diesem Grund gelandet. Die Problemlösung, somit auch das Hinterfragen, stand für mich im Vordergrund.

Seit Beginn meiner Selbsthilfeaktivitäten stehe ich hinter den Tätigkeiten meiner Selbsthilfevereinigung: Durchführung und Unterstützung von öffentlichen Veranstaltungen, Mitgestaltung des Unterrichts in Pflegeschulen, Gruppentreffen, Besucherdienst, Telefonate usw. Natürlich läuft auch bei uns nicht alles fehlerfrei und es gibt Pappnasen oder Charaktere, mit denen man nicht so gut zurechtkommen. Aber rechtfertig dies die Verurteilung und Schlechtreden einer gesamten Selbsthilfeorganisation sowie das versuchte Fertigmachen von Einzelpersonen?

Aufgrund meiner Ansicht habe ich sehr viel Hass erfahren. Wurde geshitstormt (falls man das so nennt), beleidigt und sogar bedroht. Nach Jahren an Kampf, Diskussionen und Aushalten, hat sich diese persönliche Angriffsebene der „Gegenseite“ reduziert – was ich als Teilerfolg abstemple. Aber der Hass und Konkurrenzkampf ist geblieben. Sobald bei Facebook in bestimmten Kreisen der Name der Organisation fällt, werden Unwahrheiten verbreitet, einzelne negative Erfahrungen verallgemeinert usw. Der Hass schürt sich – und das auf niedrigstem Niveau. Ich bin der letzte Mensch, der kritische Äußerungen schlecht findet, aber ich schätze Sachlichkeit sehr und dies ist in dieser „Hassparade“ leider nahezu gar nicht vertreten. Ich habe über Jahre – vor wenigen Tagen zuletzt – verschiedene Angebote der Konfliktlösung, Problemlokalisierung und der Zusammenarbeit gemacht. Nie kam eine Reaktion!
Jetzt kommt das Paradoxe: Eine sehr hartnäckige Unterstellung ist, dass wir (Organisation) als Monopol existieren wollen, Zusammenarbeit ablehnen würden und niemanden neben uns akzeptieren würden. Wir arbeiten jedoch gerne mit anderen Organisationen zusammen, tun dies auch, und über mein direktes Selbsthilfeumfeld würde ich sagen, dass die Ansicht „gemeinsam sind wir stark“ vertreten wird.
Paradoxon Nr. 2: Gegen uns wird von bestimmten Personen, welche als Multiplikator angesehen werden könnten, Hass ausgeübt. Zugleich stellen diese Personen aber Forderungen an uns. Der Akzeptanz, Offenheit, Wünschen im Rahmen der Interessenvertretung…
Es gibt viele weitere Paradoxa, aber diese kleinen Beispiele sollten für meine Botschaft genügen.

Zusammenarbeit ist keine Einbahnstraße! Auch, wenn wir eine große Organisation sind, sind uns die Hände gebunden, wenn andere Organisationen und Einzelpersonen uns keine Möglichkeiten der Zusammenarbeit geben, Angebote nicht nutzen und Hass schieben.
An dieser Stelle frage ich mich: Warum können oder wollen manche Menschen nicht gemeinsam an einem Strang ziehen?

Gemeinsam würde es an der ein oder anderen Stelle sicherlich die Erfolgschancen erhöhen. Dazu bietet die Vielfalt an Organisationen, verschiedener Wege und Menschen einen Mehrwert für Betroffenen. Jeder kann sich seinen „Wohlfühltort“ in der Selbsthilfe suchen, sich dort einfügen und evtl. engagieren. Ziele könnten gemeinsam verfolgt und erreicht werden. Ob im Bereich der politischen Interessenvertretung, Enttabuisierung, Veranstaltungen, Kooperationen mit Pflegeschulen, Unis…
Was ich mir für die Zukunft wünsche? Dass Hass keinen Platz mehr in der Selbsthilfe hat!

Autor*in: Dickdarmlos

Tabus sind ein Teil unserer Gesellschaft. Verdauungsorgane, insbesondere der Darm, und die Menstruation sind immer noch Tabuthemen. Es gilt als ekelig oder unrein. Man möchte nicht darüber sprechen und erstrecht nichts darüber hören. Doch was ist, wenn du mit einer Genmutation auf die Welt kommst, der Darm früher oder später in den Mittelpunkt deines Lebens rückt, und das Leben dir obendrauf noch eine gynäkologische Erkrankung schenkt? Hier beim Lebensmutig Blog berichte ich über mein Leben mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP), Endometriose und den psychischen Folgen.

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