Am Wochenende herrscht in der Reha eine ganz andere Atmosphäre. Samstag morgens gibt es die letzten Kurse, danach wird es ruhig. Viele Patient/innen, die in der Nähe wohnen, fahren nach Hause, andere bekommen Besuch, manche tun sich in Gruppen zusammen und machen Ausflüge. All das kommt für mich nicht in Frage. Berlin ist zu weit weg, um hin- oder herzufahren, und mein Fuß sagt zu längeren Ausflügen: „Nö, will ich nicht“. Also habe ich mir vorgenommen, es mir bei gutem Wetter mit einem guten Buch auf einer Liege im wunderschönen Park gemütlich zu machen, bei schlechtem Wetter die Therme nebenan zu besuchen. Noch weiß das Wetter nicht so genau, was es will, und deshalb bin ich auch noch unentschlossen.

Gestern abend war ja das WM-Testspiel Deutschland gegen Österreich. Ich dachte mir, dass das bestimmt eine Menge Leute in der Cafeteria gucken und bin pünktlich um sechs auch da hin. Denn schließlich ist Manuell Neuer mit seinen mehrfachen Fußbrüchen ja ein Leidensgenosse von mir. Doch wegen Unwetter wurde das Spiel immer wieder verschoben, und es saß nur ein älterer Herr vor dem großen Bildschirm. Alle anderen waren beim Abendessen.

Und so bin ich mit Friedrich ins Plaudern gekommen. Erst haben wir über unsere Erkrankungen geredet, dann hat er mich gefragt, was ich beruflich mache. Anders als meine Tischnachbarin war er total interessiert und hat mir dann von seinem 18-jährigen Enkel erzählt, der mit seinen Eltern in Asien gelebt und dort mit ADHS diagnostiziert worden war. Jetzt ist er mit seiner Mutter zurück in Deutschland und die ganze Familie weiß nicht so recht, was sie nun mit dem „Hans Guck-in-die-Luft“ tun sollen. Den Ärzten trauen sie nicht so ganz und die Idee, sich mit anderen Angehörigen auszutauschen, fand Friedrich deshalb ganz toll. Ich habe ihm versprochen, mal nach Kontakten zu recherchieren und siehe da, in seiner Heimatstadt mit 40.000 Einwohnern gibt es nicht nur eine Selbsthilfekontaktstelle, sondern auch zwei ADHS-Gruppen und eine Elterninitiative.

Von dem Fußballspiel haben wir nicht viel mitbekommen. War ja auch nicht so toll, hab ich mir sagen lassen. Nur Manuel Neuers Fuß hat gehalten. Das hab ich gleich meinem Fuß erzählt, damit er sich nicht mehr so anstellt.

Tschüß, euer RE-HAse

Von meinem iPad gesendet

Autor*in: RE-HAse (2018-2019)

... hatte 2017 Jahr ganz schön Pech und sich gleich zwei Mal den Fuß ziemlich heftig gebrochen. Was folgte, waren viele Schmerzen, viel Ungeduld und die Erkenntnis, dass es nie wieder so wie früher sein wird. RE-HAse hat bis Sommer 2019 im Blog mitgeschrieben.

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