Zaun, auf dem "private" steht, im Hintergrund Natur (Wiese und Wald)

Grenzen waren in meinem Leben schon immer ein großes Thema, auch wenn mir das lange nicht bewusst war.

Lange kannte ich meine Grenzen gar nicht und auch jetzt fällt es mir oft noch schwer sie zu fassen bzw. auch sie zu respektieren. Häufig ist das „ich muss“, der Wunsch zu funktionieren und zu gefallen, größer als der selbstfürsorgliche Teil in mir.

Doch seit ich an eben diesem Teil in der Therapie und auch selbstständig arbeite, wird es mir  zunehmend bewusster, wie häufig andere Menschen meine Grenzen übergehen und nicht achten.
Wer hätte das gedacht!?: Besonders in meinem engsten Umfeld, sprich in meiner Familie, stoße ich bezüglich des Wahrens meiner Grenzen auf große Schwierigkeiten.

Ich kann gut verstehen und nachvollziehen, dass sich meine Eltern Sorgen um mich machen und mich gerne „retten“ würden. Das wird wohl eine allgemeine Eltern“krankheit“ sein, dass sie jederzeit und immer bemüht sind, ihr Kind bzw. ihre Kinder „aus dem Schlamm zu ziehen“. Schließlich wollen sie das Beste für ihren Nachwuchs.

Das mag ganz schön und nett sein, wenn man noch ein kleines Kind ist, um sich behütet, geborgen und geliebt zu fühlen.
Doch mit Ende zwanzig möchte man nicht mehr derartig umsorgt werden wie ein Fünfjähriges, sondern auf eine erwachsene Art und Weise – sprich Unterstützungsangebote erhalten, die angenommen oder abgelehnt werden dürfen.  Sprich, man will Eigenverantwortung tragen.
Schließlich geht es in diesem Alter darum, seinen eigenen Weg zu finden, sich zu erproben, sich zu entfalten, sich noch besser zu entdecken und kennenzulernen. Ja, und es geht auch darum Wege auszuprobieren, vielleicht mal zu scheitern oder in einer Sackgasse zu landen, Rückschritte zu machen, um danach umso schneller wieder vorwärts zu kommen.
Und wenn wir nochmals das Bild mit dem Schlamm vor Augen hohlen, wir wollen uns selbstverständlich alleine herauskämpfen und sauber waschen.

Seit meiner Depression hat mein Verhältnis zu meiner Familie, zu der ich immer eine besonders nahe Beziehung hatte, leider sehr gelitten. Nicht unbedingt wegen meiner Erkrankung an und für sich, sondern wegen des Umgangs meiner Familie damit.
Ich bin und war schon immer ein Mensch mit starker Willenskraft, mit viel Kämpfergeist. Und dementsprechend versuchte und versuche ich sehr viel, um aus meinem Tief herauszukommen.

Das Problem ist, meine Eltern sehen das nicht, erkennen es nicht an, messen dem keinen großen Wert bei. Es ist nicht so, dass ich ihre Anerkennung dafür bräuchte. Im Gegenteil, ich wäre so froh, wenn sie mich meinen Weg großteils allein gehen ließen und mir nur bei Bedarf, auf MEINEN Wunsch hin, unterstützend zur Seite stehen würden. Quasi ein wenig Nestwärme, aber trotzdem viel Freiheit.

Das fehlt mir sehr. Denn wenn ich nicht ihren Vorstellungen entspreche, erhalte ich jeweils den Vorwurf, ich würde in meinem Sumpf bleiben wollen und ich sei nicht lösungsorientiert. Das kränkt und verletzt mich sehr, denn sie haben erstens keine Ahnung wie schwierig es ist, da herauszukommen, und sie sehen einfach nicht wie sehr ich kämpfe und da raus will.

Und ihren Vorstellungen entspreche ich dann nicht, wenn ich ein Hilfeangebot ablehne. Ein Hilfeangebot bedeutet aber nicht Arbeit, die abgenommen wird, sondern Arbeit, die auf mich zukommt: Theta Healing, Meditationen, Selbsthilfe-CDs, … Immer wieder haben sie neue Ideen, was DIE Lösung ist, die mich retten wird. Und es strengt mich so an – gleich, ob ich mich wehre oder ob ich es zusage, immer fließt Kraft hinein, die ich eigentlich gerade nicht habe.

Das ist sehr anstrengend und signalisiert mir eigentlich immer Folgendes:
Wenn du unsere Hilfe annimmst, bist du gut, dann haben wir dich sehr lieb und glauben an dich.
Wenn du allerdings verweigerst und unsere Lösungsvorschläge anlehnst, dann bist du nicht am Positiven interessiert, willst in deinem Loch verweilen und wir halten nicht mehr viel von dir.

Das heißt ich muss mich jeweils entscheiden zwischen Anstrengung oder Liebesentzug. Und ich habe nicht sehr viel Option, da ich aufgrund der Depression meine sozialen Kontakte habe schleifen lassen und da nicht mehr überaus viel da ist im Moment.
Sprich, ich brauche meine Familie wirklich, was mich in einen großen inneren Konflikt bringt.

Kennt ihr das auch – eine solche oder eine ähnliche Situation?
Wie beschäftigen euch Grenzen in eurem Leben und wie geht ihr mit Grenzen um?

Autor*in: HighHopesInBlueSkys

Einen blauen Himmel voller Hoffnung – das ist das, was ich mir wünsche. Tatsächlich ist mein Himmel schon lange ziemlich wolkenbehangen. Depression, eine posttraumatische Belastungsstörung und resultierende Ängste und Sorgen verschleiern teils das lebensfrohe Blau. Doch in meinem Herzen bin ich eine Kämpferin. Ich glaube fest daran, dass hinter jedem großen Leid auch eine Chance steckt: eine Chance sich besser kennenzulernen, besser für sich sorgen zu lernen, die Qualitäten des Lebens neu schätzen zu lernen, Achtsamkeit zu üben, manches loszulassen und Neues für sich zu gewinnen. Diesen Weg will ich voller Mut und Hoffnung gehen, auf zu einem blaueren und sonnigeren Himmel, auch wenn es oft schwer fällt. Und das ist es auch, was ich von Herzen all jenen wünsche, denen es ähnlich geht: den eigenen, ganz individuellen und wertvollen Weg zu einem blaueren Himmel zu finden.

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