Wenn man es äußerlich nicht sieht, wenn man sein Leben lebt, damit umgehen kann und sogar über sich hinaus wächst, dann glauben einem andere das Handicap nicht. Dann wird einem misstraut, als ob man sich Mitleid erschleichen wollte. Daher muss ich oft mich, meine Leidenschaf am Schreiben und mein Handicap rechtfertigen.
Misstrauen und endlose Rechtfertigung
„Ich schreibe gerne.“ „Echt?! Wie…Warum?“ Das werde ich besonders oft gefragt. Denn ich habe auch Legasthenie, das heißt: Mein Gehirn arbeitet grundsätzlich langsamer beim Verarbeiten und Produzieren von Buchstaben und selten perfekt und automatisch.
Leider gibt es Menschen, die behaupten, dass ich gerne schreibe sei der Beweis. „Du hast keine Legasthenie!“ Das hat schon vieles in mir zerstört, mein Selbstvertrauen und den Glauben an meine Selbsteinschätzung.
Doch dazu in diesem Beitrag mehr → https://www.junge-selbsthilfe-blog.de/kann-ich-mir-selbst-trauen/
An all‘ die Menschen die denken, dass Legasthenie und Spaß am Schreiben nicht zusammen geht. Es geht! Verdammt nochmal!
Wie Legasthenie und gutes Schreiben zusammenpassen
Ich bin es leid mich rechtfertigen zu müssen. Warum ich es doch tue? Nunja irgendwo muss man ja anfangen mit der Aufklärung. Also erkläre ich es auch dir, wie das zusammenpasst:
Ich schreibe und lese relativ gut und relativ schnell. Warum relativ? Ich bin nicht die typische Legasthenikerin. In Relation zu Gleichalten erbringe ich meist überdurchschnittliche Ergebnisse, zu anderen Menschen mit Legasthenie erbringe ich unerreichbare Ergebnisse.
Doch was ist in Relation zu mir selbst ohne Legasthenie? Da hinke ich immer hinterher. Ich fühle es. Ich weiß es.
Auch hier an anderer Stelle mehr dazu, wie das Unerreichbare in mir Druck erzeugt. → https://www.junge-selbsthilfe-blog.de/ich-koennte-besser-sein-ohne/
Es ist alles eine Sache der Definition und es ist alles relativ. Habe ich nun Legasthenie? Ich sage ja, ein Attest von Psychologen gibt mir recht. Andere gaben diesem Etwas einen anderen Namen (Konzentrations-schwäche, Prüfungsangst). Doch da ist was, z.B. mache ich Geräusche bei schweren Prüfungen. Ein äußeres Zeichen, was in mir vorgeht. Ich arbeite viel. Ich lerne viel. Ich muss mehr für das Gleiche machen und das erklärt die Legasthenie am Besten. Auch finde ich mich bei so vielen Erfahrungsberichten anderer Menschen mit Legasthenie wieder.
Ich bin nicht allein damit…
Selbst wenn die Konstellation Legasthenie und gerne (!) Schreiben ungewöhnlich erscheinen mag, allein bin ich damit nicht. Ich habe Menschen kennengelernt, die trotz Legasthenie Autorin oder Lektorin sind …oder gerade deswegen?
Dass Legasthenie auch seine Sonnenseiten hat, erläutere ich in diesem Beitrag → https://www.junge-selbsthilfe-blog.de/ich-lese-und-schreibe-gerne-wegen-legasthenie-umwege-gehen/
Aber mal im Ernst, gibt es einen typischen Legastheniker? Gibt es überhaupt einen Typus Mensch von irgendwas?
Ich denke es gibt gleiche Muster, doch jedes hat andere Farben. Wenn man einen (hier Bezeichnung einfügen) kennt, dann kennt man genau einen. Und ich bin eine, eine mit ganz besonderem Muster. Eine mit Legasthenie, die gerne schreibt.
Und machmal ernte ich einfach nur Staunen
Ich muss mich für meine Leidenschaft rechtfertigen…aber manchmal ernte ich auch genau dafür Bewunderung.
Mir wurde applaudiert, dass ich mich der Herausforderung stelle und Germanistik studiere. Besonders in meiner Selbsthilfegruppe, denn die verstehen mich und glauben mir auch einfach. Denn darum erzähle ich mich, denn manchmal öffnet das den Menschen die Augen und inspiriert sie. Einige haben mir gedankt für das offene Erzählen meiner Geschichte.
Ich studiere Germanistik, ich lese und schreibe viel und das verdammt gerne!
Man kann viel schaffen, lass dich nicht aufhalten!
Man liest sich
Eure Buchstabenspielerin
Autor*in: Buchstabenspielerin
Mein Ventil ist das Buchstabenspiel. --- Wenn du Rechtschreibfehler findest, darfst du sie behalten ;). Ich konnte sie leider aufgrund meiner Legasthenie nicht alle einfangen. Was das ist? Informier dich! Mehr dazu in meinem Profil und in meinen Blogeinträgen.
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wenn man genau hinschaut sind alle Menschen sind einmalig und verschieden , die Gesellschaft hätte gerne alle gleich… und wenn das nicht so ist wir man Stigmatisiert… Legasteniker.. Sozialphobie… Hochsensiebel…ect.. ich sehe das eher als eine vielseitigkeit der Natur, alles ist möglich… aber wenn du nicht in das Gesellschaftskonzept passt bekommst du deinen Krankheitastempel:
z.Bspl. „Legasteniker“ … mir hat diese Artikel geholfen es anders zu sehen:
https://hellobetter.de/blog/neurodiversitaet/
dann fühlt man sich nichtmehr so „Krank“ 😉 liebe Grüße Carmen
Hallo Carmen,
das Konzept Neurodiversität kenne ich natürlich.
Ich hoffe es kam nicht so rüber, dass ich mich krank fühle. Ganz im Gegenteil das „Label“ Legasthenie hat mir sehr geholfen zu verstehen wie mein Kopf funktioniert und was anders läuft.
Für mich war es nie eine Barriere, ein Stigma, ein Urteil, sondern im Gegensatz ohen diesen Begriff mit der Forschung, die dahinter steht, habe ich mich etwas verloren gefühlt. Verloren mit den Auffälligkeiten und Symptomen, ohne Erklärung dafür. Ich sage ich habe Legasthenie, ohne mich dabei als Opfer einer Krankheit zu sehen. Es hilft mir beim Verständnis von mir selbst und Selbstfürsorge zu zeigen. Nicht 100% richtige Texte von mir zu erwarten und aktiv aufzupassen mich trotz dem Spaß an Lesen und Schreiben mich nicht zu überfordern. Dem Spaß am Schreiben und Lesen hat es nie einen abbruch getan, weder vor noch nach der Diagnose.
Außerdem ist die Abgrenzung und auch für mich die Klassifizierung als Lernstörung oder Behinderung wichtig, um fundiert zu belegen, warum es einen Nachteilsausgleich braucht.
Ich habe einen Nachteil durch meine „Gehirnstruktur“ namens Legasthenie/ Lese-Rechtschreib-Störung, die es mir schwer macht schnell zu lesen und Rechtschreibung automatisch richtig anzuwenden.
Es macht mich nicht schlechter, dümmer, weniger wert und wer das mit einer Behinderung verknüpft, der stigmatisiert und dagegen wehre ich mich dann auch.
Danke für deinen Kommentar und den Hinweis. Wir sind nicht alle gleich und das ist gut so! Aber auch nicht alle verstehen „Legasthenie“ oder „Sozialphobie“ als Stigma. Ich freue mich, wenn du dich nicht stigamtisiert oder krank fühlst – viele Grüße
Buchstabenspielerin