Mit dem Wort „Erfolg/Erfolgserlebnis“ habe ich mich zunächst etwas schwer getan, denn ich verbinde damit meist etwas Großes, etwas geschafft zu haben, einen Kampf gewonnen zu haben. Das passt für mich sehr in unsere Gesellschaft, wo es wichtig ist „erfolgreich“ zu sein. Aber Erfolg in der Selbsthilfe? Was soll das sein? Wie soll das überhaupt aussehen?
Ich habe mir in Ruhe Gedanken darüber gemacht und festgestellt: für mich ist schon jeder verständnisvolle Blick, jedes zustimme Nicken, das sagt „hey, ich kenne das und verstehe Dich!“ ein ‚Erfolgserlebnis‘. Wenn jemand feuchte Augen bekommt, weil er*sie zum ersten Mal frei und offen in einer Gruppe über die eigenen Gedanken und Gefühle sprechen kann. Oder wenn unsichtbare Verbindungen entstehen, man auf „gleicher Frequenz“ schwingt und ohne Worte einander versteht.
Auch das Gefühl angekommen und aufgehoben zu sein ist für mich persönlich ein Erfolg.
Nicht zuletzt erlebe ich natürlich auch die Gründung und den Fortbestand meiner Selbsthilfegruppe als Erfolg, weil das bedeutet, dass da immer Menschen waren und sind, die einander zuhörend, unterstützend, helfend und stärkend zur Seite stehen. Das ist ja gar nicht selbstverständlich, vor allem in unserer schnelllebigen, oftmals oberflächlichen Welt. Echte, tiefe Verbindungen sind nicht allgegenwärtig. Sie erfordern Mut von jeder*jedem einzelnen. Mut, sich zu öffnen, sich zu zeigen, sich verletzbar zu machen. Die Selbsthilfegruppe ist ein Ort, wo damit vertrauensvoll und behutsam umgegangen wird. Vielleicht ist es so, dass vor dem Hintergrund des eigenen Schmerzes und der eigenen Verletzlichkeit auch eine achtsamere Haltung und ein wertschätzenderer Umgang mit den anderen entsteht.
Autor*in: Gedankentänzer
Als junger, von Depressionen betroffener Mensch engagiere ich mich seit vielen Jahren in der Selbsthilfe, weil ich der Stigmatisierung von psychischen Leiden etwas entgegen setzen und mich für mehr Offenheit und Aufklärung stark machen möchte. Gedankengänger macht gerade eine Schreibpause
Hallo Gedankentänzer, du hast so recht mit deinen rührenden Worten. Als ich das gelesen habe musste ich an soviele Menschen denken, die bestimmt das gleiche fühlen wie wir. Ich habe das auch jeden Tag aufs Neue, dass die Gesellschaft mich anders einschätzt als ich bin und wenn dies doch geschieht dass ich genauso gesehen werde wie ich bin dann freue ich mich immer wie ein Schneekönig! Z.B. hätte ich nie gedacht mit meiner Leidenschaft Schreibwerkstätten anzubieten, Geld verdienen zu können, weil ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenige Vereine die sich eigentlich dafür einsetzen sollen dass Menschen die anders sind eine Stimme bekommen, auch wirklich unterstützen. Aber zum Glück gibt es doch vereinzelte Hoffnungsschimmer am Horizont.
Hallo Rainbow,
ich habe Deinen Text gelesen. Du schreibst über Schreibwerkstätten, was Du machst?
Ich möchte sehr gern mehr darüber erfahren. Es wäre echt schön, wenn Du mir darüber was schreiben kannst?
Mein Name ist Susann und ich leite seit letztem Jahr selbst einen SHG (Burnout/Depression).
Lg Susann