In diesem Monat ist unser gemeinsamer Text mal etwas ausführlicher geworden. Viel Spaß beim Lesen (vertreibt ja hoffentlich die Wartezeit…)

N Blue: Warten ist für mich schon immer eine fast unaushaltsame Situation gewesen. Als Kind schon der Satz meiner Mutter: „Ich bin gleich wieder da“ und es vergehen Stunden. In der Schule, noch 5 Jahre und ich sehe diese Menschen nicht wieder, oder noch ein paar Wochen und dann vergessen sie vielleicht mich zu mobben. Dann meine Ausbildung der Beginn meiner Therapiegeschichte, warten auf Antworten, auf Termine, den Klinikaufenthalt. Bis heute verfolgt mich das Warten durch mein Leben, wie ein Stalker der nicht von mir ablassen kann. Heute bin ich in einer Betreuten Einrichtung und es heißt wieder warten, warten auf meine Reha, meine Versicherung, die Klinik für eine ambulante Therapie, warten auf Fortschritte für einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. Mein Problem ist nicht das Warten an sich sondern eher die Zeit während ich warte, die meiste Zeit sitze ich da und warte, schaue auf die Uhr, den Kalender und es passiert nichts. Ich bin immer noch dabei zu lernen die Zeit des Wartens mit Dingen zu füllen, die mich fordern, mir Spaß machen, welche mich die Zeit vergessen lassen.

kopfstark: Warten ist auch für mich inzwischen wirklich schwer zu ertragen. Als Kind noch war ich total geduldig mit allem, aber in den vergangenen Jahren ist das immer schwerer geworden. Ich musste oft lange auf etwas warten (auf Rückmeldungen von Unis, auf Bewerbungsantworten, auf Verbesserung der eigenen Gesundheit etc.) und jedes Mal ist es ein Zustand, den ich gerne schnell beenden würde. Ich bin mit meinen Gedanken oft bei dem ausstehenden Ereignis, auf das ich warte und dabei fällt es mir schwer, die Gegenwart zu genießen. Ich arbeite aber sehr daran, dies zu ändern, denn ich weiß, dass das ganze Leben noch Lebenslagen bereit halten wird, bei denen Warten erforderlich ist.

Buecherwurm: Ich hasse warten, es nervt einfach und die Zeit ist so unnütz. Gerade bei meiner Psychiaterin wartet man immer ewig und nach einer schlechten Erfahrung beim Kieferorthopäden lese ich im Wartezimmer auch nicht mehr. Damals überhörte ich meinen Namen und das ist in der Praxis meiner Psychiaterin einfach ein Genickbruch, die haben so viele Patienten, dass es auch sein kann, das einer einfach geht. Auch ansonsten, man kann auf so vieles warten, auf den nächsten Arzt-Termin, aufs Einkaufen, an der Kasse, auf Erscheinungstermine neuer Bücher (das ist wenigstens halbwegs sinnvoll), auf die Familie, auf Freunde, auf neue Corona Verordnungen. Natürlich kann man bei vielem die Zeit gut nutzen, aber gerade Arzt-Termine, die einem Angst machen, rauben einfach soviel Kraft. Und es nervt so. Wie schön wäre das Leben, wenn einfach jeder pünktlich wäre und es diese ganze Warterei gar nicht gäbe.

Travelgirl: Ich HASSE Warten, seit ich denken kann. Ich war schon immer die pure Ungeduld in Person. Mit der Zeit habe ich gelernt, es etwas gelassener zu nehmen. Aber wie gesagt, nur „etwas“. Geduld aufzubringen, ist für mich immer noch eine der schwersten Herausforderungen. Derzeit warte ich auf Ergebnisse von zwei Prüfungen, deren Ergebnisse über meinen weiteren Studienverlauf entscheiden. Etliche Male am Tag kontrolliere ich, ob die Ergebnisse schon hochgeladen wurden oder ob ich darüber eine Benachrichtigung bekommen habe. An manchen Tagen werde ich schier wahnsinnig und das schlimmste ist, dass ich während diesr Wartezeit mit meinen sonstigen Aufgaben nur langsam weiterkomme. Ständig schweifen meine Gedanken ab… Hoffentlich ist das bald vorbei!​​​​​​​

Bossi: Warten stellt mich immer vor große Herausvorderungen. Ich habe dabei oft das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren bzw. diese entzogen zu bekommen und dieser Zustand ist für mich unerträglich. Während meiner Konsumzeit wusste ich immer damit „umzugehen“. Auf Knopfdruck konnte ich den Zustand mir angenehm gestalten und so zumindest das subjektive Gefühl von Kontrolle erhalten. Dass es sich bei jeder Konsumgelegenheit einen Schritt näher Richtung Kontrollverlust wanderte, war mir nicht bewusst bzw. wollte ich nicht wahrhaben.

Autor*in: Alle zusammen

Wir sind die Blogautor*innen von Lebensmutig. Wir schreiben über unsere Erfahrungen mit Selbsthilfe, über unsere Erkrankungen und Themen und über die Herausforderungen, die wir bewältigen. Manchmal diskutieren wir untereinander über Themen, die uns gerade auf den Nägeln brennen. Dann dokumentieren wir das unter diesem Profil in einem besonderen Beitrag.

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