Fahrrad am See

Ich fühle mich urlaubsreif. Erschöpft. Kraftlos. Die letzten beiden Monate waren anstrengend. Meine Tage waren von früh am Morgen bis spät am Abend durchgeplant und es war schwierig, kleine Momente der Ruhe zu finden. Seit einigen Wochen ist es etwas ruhiger. Kein Praktikum mehr. Keine Uni-Vorlesungen. Nur noch mein Nebenjob und Videokonferenzen für verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten und Projekte. Deutlich entspannter ist es aber trotzdem nicht, denn innerhalb von zwei Monaten müssen fünf Hausarbeiten für die Uni geschrieben werden. Also sitze ich meistens von morgens bis abends am Schreibtisch, um Literatur zu sichten und wandere zwischendurch immer wieder in mein Bett, weil ich mich eigentlich viel zu erschöpft fühle.

Beruhigung statt Erholung

Ich habe mir vorgenommen, mir jede Woche einen freien Tag zu nehmen. Einen Tag zum erholen und Kraft tanken. Einen Tag für einen langen Spaziergang oder einen kleinen Ausflug. Vor zwei Wochen habe ich dann an meinem freien Tag eine kleine Fahrradtour zum See gemacht. Es war angenehm, im Schatten der Bäume den kühlen Wind im Gesicht zu spüren. Auf dem Weg dahin, musste ich durch den Bürgerpark fahren. Auch der war wunderschön. So viel grün! Leider wurde die schöne, ruhige Stimmung zerstört, als ich von einem wildfremden Jogger angequatscht wurde. „Darf ich die schöne Frau auf einen Drink einladen?“, fragte mich der alte Mann. „Nein“, sagte ich, und fuhr schnell weiter. Er änderte seine Laufrichtung und lief mir hinterher. Ich hatte Angst. Denn weit und breit waren keine anderen Menschen zu sehen. Ich war zuvor noch nie in diesem Park. Er ist groß. Viele Wege, die alle gleich aussehen und weit und breit kein Ende in Sicht. Es breitete sich immer mehr Angst in mir aus und ich war sehr froh, als ich endlich an einer Straße angekommen bin. Der Spaziergang um den See war dann mehr Beruhigung als Erholung.

Einfach mal Urlaub nehmen

Es fällt mir unheimlich schwer, mir diesen einen freien Tag pro Woche zu erlauben. Während meiner Auslandsaufenthalte war es irgendwie einfacher, mal einen Tagesausflug zu machen oder sogar für ein paar Tage zu verreisen. Woran das liegt? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht daran, dass ich bei meinem FSJ einfach Urlaub nehmen konnte und dann auch einfach Urlaub hatte. Jetzt habe ich Semesterferien und trotzdem ganz viele Leistungen, die ich erbringen muss. Dadurch habe ich das Gefühl, dass ich erst wieder etwas schönes machen darf, wenn ich mit allen Pflichtaufgaben durch bin; und bis dahin dauert es noch ein bisschen.

Kleiner Ausblick

Übers Wochenende bin ich nun wieder bei meiner Familie. Da fällt es mir auch etwas leichter, nicht den ganzen Tag nur am Laptop zu sitzen, sondern zwischendurch auch mal eine Pause im Garten zu machen. Am Sonntag geht es dann zurück in den Tanzsaal! Endlich! Nach sechs Monaten! 💃 Und nächste Woche Freitag fahre ich für einen Tag nach Berlin zu einem Videodreh. Die Rückfahrt habe ich mir extra erst für den Abend buchen lassen; so kann ich am Nachmittag noch ein bisschen durch Berlin spazieren.

Autor*in: Mutsammlerin

An ein Leben ohne Angst kann ich mich nicht erinnern. Aber ich kann davon träumen, die Angst aushalten und für meine Träume kämpfen.

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