Freundschaften sind doch was ganz tolles, Freunde sind Menschen mit denen wir uns gerne umgeben, weil sie einen guten Einfluss auf uns haben. Sie geben uns ein Gefühl der Sicherheit und Vertrautheit. Wir umgeben uns gerne mit Menschen die unsere Werte verstehen und uns ein Stück weit auch zu einer besseren Version von uns selbst machen.

In der Grundschule hatte ich einige Freundinnen, aber mit dem Wechsel in die weiterführende Schule brachen diese Kontakte weg.

Je weiter ich in den Klassenstufen aufstieg desto mehr Menschen lernte ich kennen, Freundschaften wurden geknüpft und einige wurden enger, andere brachen weg.

Von der 7. – 10. Klasse hatte ich eine Art Clique mit der ich gerne Zeit verbrachte, mit einigen unternahm ich auch in der Freizeit viel. Fast täglich habe ich mich mit Ihnen umgeben und hatte immer mehr das Gefühl Teil von etwas zu sein, auch wenn der Großteil der Menschen in der Schule nichts mit mir zu tun haben wollte. Hier und da gab es Bemerkungen über mein Gewicht, es wurde gemutmaßt und vorgeworfen.

Die typischen Kindereien wie: „S. Und ich haben Streit, also ignoriert sie alle“ oder das Lästern hinter dem Rücken anderer gab es vermehrt auch, aber ich habe es nicht als toxisch wahrnehmen können. Klar habe ich eine Zeitlang mitgemacht, aber würde Rückblickend sagen, dass ich mich versucht habe anzupassen um nicht am Ende alleine dazustehen. Immer mehr hatte ich das Gefühl überfordert zu sein, mit diesem ganzen Freundschaftskonstrukt das ich mir aufgebaut habe. Ich habe mich weiterentwickelt.

In den Sommerferien vor meiner Ausbildung waren meine Großeltern zeitgleich im Krankenhaus, es sah nicht gut aus. Täglich besuchten wir beide und ich hatte dann nicht täglich noch die Kraft mich mit meiner besten Freundin und meinem besten Freund zu treffen, was rückblickend immer noch verständlich ist.

Kurz vor Beginn der Ausbildung warf mir meine beste Freundin vor ich hätte wohl alles mit meinen Großeltern erfunden und würde nur keine Lust mehr auf sie haben (wieder eine typische Eifersuchtskinderei). Dieser Vorwurf hat mir die Augen geöffnet. Ich hatte das Gefühl als würden alle Lichter auf einmal angehen, als würde ich alles realisieren, bemerken wie schlecht mir auf Dauer die „Freundschaft“ zu ihr getan hat.

So brach ich den Kontakt mit ihr ab und wie aus dem nichts brachen alle andere Kontakte weg, wenn ich mutmaßen dürfte, würde ich sagen es war wie oben beschrieben wieder dieses: „Ich habe Streit mit XY…“ Getue.

In der Ausbildung lernte ich wieder neue Menschen kennen, das erste mal hatte ich das Gefühl, dass mir auf Augenhöhe begegnet wird. Schon bald wurden wir Freunde und die Ausbildung fühlte sich weniger einsam an.

Ich habe reife und erwachsene Menschen kennengelernt die ihre kindliche Seite nicht verloren haben. Sie waren für mich da wenn es mir schlecht ging und haben mir gezeigt was Freundschaft sein kann.

Mit dem Beginn meiner ambulanten Therapie, als sich alle meine Beschwerden/Symptome verschlimmert haben, begann der soziale Rückzug. Anfangs sehr schleichend, ich habe weniger mit ihnen unternommen, traf aber immer auf Verständnis und Rückhalt. Ich brauchte mehr Zeit für mich um mir über Dinge klar zu werden, mich auf meine psychische Verfassung zu konzentrieren. Es schlich sich immer wieder der Gedanke ein eine Last für meine Freunde, mein Umfeld zu sein. Auch wenn es nie kommuniziert wurde. So zog ich mich weiter zurück.

Jetzt sind fast 1,5 Jahre vergangen und ich habe fast keinen von ihnen persönlich getroffen, nicht nur wegen Corona, sondern auch wegen meines massiven sozialen Rückzugs. Durch meine negativen Gedanken habe ich Angst mich zu melden und wenn ich es tue, mache ich mir Vorwürfe warum ich es nicht eher gemacht habe.

Immer wieder wurde mir gesagt das es in Ordnung ist mir Zeit zu nehmen mich um meine Gesundheit zu kümmern, auf die Beine zu kommen und mich zu melden wenn ich es kann.

Aber ich habe mittlerweile wieder vermehrt das Gefühl das ich eine zu große Belastung bin, auch frage ich mich ob es einen großen Unterschied für sie machen würde wenn ich nicht mehr Teil ihres Lebens bin, oder ob ich es überhaupt noch bin? Ich lebe seit Ewigkeiten als Geist, der alle paar Wochen oder Monate von sich hören lässt.

Wäre es das beste für sie mich ihnen nicht mehr zumuten zu müssen, ihnen die Möglichkeit geben mich zu vergessen, mich loszulassen? Ich habe so viel verpasst, nicht nur ich habe mich weiterentwickelt in dieser Zeit, sie haben es auch.

Ich stelle mir die Frage, kann ich das ganze Freundschaftsding überhaupt? Fordere ich wieder zu viel von mir und mache es mir unnötig schwer?

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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