Hallo meine Lieben,

wisst ihr, bei mir ist gerade alles so in Umbruchstimmung: Neue Assistentinnen einstellen, neue Herausforderungen im Theater, neue Freundschaften geknüpft etc.
Es fühlt sich gerade so an, als hätte ich ein neues Leben begonnen.

Aber dieses neue Leben ist genauso wie mein „altes“ total aufregend..jeden Tag erfahre ich Etwas neues über mich, was ich früher nie für möglich gehalten hätte, dass ich sowas schaffen kann. Zum Beispiel beim Theaterspielen lerne ich, an meine Grenzen zu gehen und der Bühne und meinen Mitmenschen zu vertrauen. Und ich lerne auch meinen Körper besser kennen, was er eigentlich alles leisten kann, und darauf zu vertrauen.

Das Theaterspielen macht mir soviel Freude wie einen ganzen Tag mit meinem E-Rolli über die Piste zu jagen. Und ich danke meinem Schicksal, dass es mich dahin gebracht hat. Ich muss euch hiermit gestehen: Ja, ich glaub ans Schicksal!

Aber auch die Ängste und die Dämonen melden sich mal wieder zurück.. weil das Theaterstück in dem ich spiele, alte Wunden wieder aufreißt, wo ich gedacht hatte, sie längst wieder verschlossen zu haben, tief in meiner Seele. Da ist die Angst, auf der Bühne zu versagen, auch sehr präsent. Ihr müsst wissen dass ich immer immer schon soviel von mir erwartet habe, was ich eigentlich nicht leisten kann, wegen meiner Vergangenheit. Kennt ihr das Gefühlt, man erwartet soviel, dass man fast erstickt?
Und ich habe so verdammt Angst, auf der Premiere zu versagen…weil ich meinen Körper nicht einschätzen kann ob er es schafft mit dem Druck umzugehen, wegen meiner Behinderung.
Klar sagen meine Freunde, dass ich das hinkriege aber sie können mir die Angst nicht nehmen, dass ich das ganze Theaterstück versaue. Auch wenn sie sagen, ich muss nur an mich glauben.

Ich versuche jeden Tag mit den elektronischen Geräten Freundschaft zu schließen und meine Angst in ein Kämmerchen einzusperren und zu sagen: „Bitte komm nicht raus“. Ich weiß, dass ich nicht alleine auf der Bühne stehen werde, aber Zweifel bleiben doch, ob ich hier so richtig bin, wo ich jeden Tag gerade meine Zeit verbringe.
Jeden dritten Tag frage ich mich, ob ich zur Probe gehen soll und meine Gedanken streiten sich.
Doch der positive gewinnt immer und sagt: „Komm, du kriegst schon deinen Arsch hoch und du freust dich doch auch, die Anderen zu sehen“. Aber ich gehe immer mit gemischten Gefühlen hin.

Und ich glaube auch, ich werde es bis zum Ende durchziehen, auch wenn ich versage. Am liebsten würde ich in die Zukunft gucken wollen, ob ich das auf der Bühne schaffen kann meine fröhliche Art, meine Textsicherheit und meine Atemübungen zu erinnern. Aber wer will schon nicht in die Zukunft schauen?
Und eigentlich liebe ich es, auf der Bühne zu stehen, wenn da nicht fremde Zuschauer sitzen würden, die mich beurteilen oder so. So sieht es gerade in mir aus. Ich bin gerade echt im Zwiespalt mit mir.

Ihr wisst auch nicht, was ich da machen soll, oder?

Eure Rainbow

 

Autor*in: Rainbow

Hallo ihr wunderbaren Menschen, seit ich das Licht der Welt erblickt habe, ist meine Leben holprig und steinig. Ich habe eine Behinderung, die nennt sich Tetraparese. Ich freue mich auf eure Kommentare.

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