Vorweg, ich meine mit diesen Beitrag niemanden, der sich in der jungen Selbsthilfe engagiert oder hier im Blog mitwirkt!

Ich war Mitte März mal wieder bei einem Treffen der allgemeinen Selbsthilfe in meiner Kontaktstelle. Wie immer, war ich neben einer weiteren Person, die einzige Junge Selbsthilfe Aktive in der Runde.
In dem fast einem Jahr, das ich nun aktiv an den Treffen teilnehme, waren wir beide immer die Einzigen.

Jetzt planen wir gerade den Selbsthilfetag für dieses Jahr. Keine einzige Anmeldung einer jungen Gruppe. Ich werde zwar vor Ort sein, aber ohne Stand, da für die Gruppen noch kein Infomaterial besteht, das werde ich dann im nächsten Jahr in Angriff nehmen.

Jetzt mal ganz im ernst, wir schreien nach Veränderung und Sichtbarkeit, wollen das Image der Selbsthilfe verändern bzw. neu definieren, schaffen es aber nicht.
Ja warum denn nicht?
Weil die Handvoll aktive, sich gefühlt über ganz Deutschland erstreckt und die anderen 99% der jungen Menschen Angst haben zu ihrer Krankheit zu stehen oder andere Gründe haben damit nicht in die Öffentlichkeit zu gehen. Das soll nicht hart klingen, aber es ist leider ein Fakt. Ich bin an dem Punkt wo ich sage, ich bin so wie ich bin und wenn ein Arbeitgeber das negativ Auslegen will, möchte ich da gar nicht arbeiten. Dieser offene Umgang mit der Depression und den Ängsten gehört einfach zu mir. Ohne das ich es selbst an die große Glocke hänge.

Ja, es gibt Stigmata, ja das zu sich und der Krankheit stehen ist am Anfang schwer. Aber nur wenn wir mehr werden, können wir AKTIV etwas verändern, sowohl was die Stigmata angeht als auch das Bild der Selbsthilfe.
Ich habe mich die ersten sechs Monate meiner akuten Depression auch geweigert in eine Gruppe zu gehen, weil „da sind eh nur alte Leute, die im Stuhlkreis sitzen“ und verdammt, ja so war es auch. Aber bereits weitere sechs Monate später (ein Jahr „aktiv“ in der Krankheit) habe ich meine erste eigene junge Gruppe gegründet, eben damit sich etwas ändern kann. Drei Jahre später folgte in einem anderen Landkreis eine weitere Gruppe um den Radius der jungen Gruppen zu vergrößern. Ob wir damit hier sichtbarer werden? Ich denke nicht. Leider.

Auch in meinen Gruppen halten sich die Mitglieder eher raus, ich bin ja schon stolz, das sie in die Selbsthilfegruppe kommen. Aber Interesse an weiterem Engagement? Leider auch hier Fehlanzeige.

Klar, könnte ich jetzt sagen, sollen sich die Kontaktstellen drum kümmern. Aber, bis auf wenige ausnahmen (Nakos z.B. oder eine meiner beiden Kontaktstellen) sitzen die meisten Kontaktstellen Mitarbeiter, alleine oder zu zweit in der Kontaktstelle und haben mit ihren alltäglichen Aufgaben genug zu bewältigen. So bleibt sehr wenig bis keine Zeit für den aktiven Aufbau der jungen Selbsthilfe. Klar helfen sie bei der Gründung von jungen Gruppen oder helfen bei der Raumsuche.
Dennoch sollte doch der aktive Part, die Gestaltung der jungen Selbsthilfe bei uns aktiven liegen. Wir haben es in der Hand, wir können das Bild vom typischen Stuhlkreis der alten Menschen zu etwas wandeln das unserem Bild der Selbsthilfe entspricht. Und wenn wir es nur anstoßen und folgende Generationen die weitere Gestaltung überlassen. Wer weiß vielleicht sind wir dann irgendwann vom alten Eisen und die über-über-nächste Generation junger Selbsthilfe Aktive definiert die junge Selbsthilfe und deren Bild in der Öffentlichkeit ganz anders als wir es uns jemals haben denken lassen.

Nur um das anzustoßen müssen wir endlich flächendeckender Aktiv werden…
Präsens zeigen, zeigen das es uns gibt. An Selbsthilfetagen teilnehmen, dort zeigen das es uns gibt, das es Anlaufpunkte in der Region gibt. Hoffnung geben, Hoffnung auf Gruppen mit jungen Menschen. Hoffnung auf aktive Gruppen.
Soical Media vielleicht auch für die eigene Gruppe bedienen, oder die Kontaktstelle fragen ob man gemeinsam was auf Social Media machen kann. So wie der Blog z.B. auf Instagram, Facebook und Twitter aktiv ist.

Sichtbar werden,
Sichtbar sein,
Wahrgenommen werden,
Bild verändern,
Menschen/Betroffene anlocken,
wachsen.

Autor*in: Buecherwurm

Bücher und Depressionen, das geht? Sehr gut sogar. In der Ruhe liegen die Bücher, wie ich zu sagen pflege. Drehen die Gedanken wieder durch, gibt mir die Welt zwischen 2 Buchdeckeln, die nötige Ruhe um abzuschalten.

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