Die ersten 4 Tage sind nun rum. Seit Mittwoch bin ich endlich in der Klinik, ich habe lange gewartet und nächste Woche kann es dann so richtig losgehen.

Ich habe schon im Vergleich zu den letzten Aufenthalten ein großen Unterschied wahrnehmen können. Ich bin erstaunt, aber ich kann tatsächlich auch Selbstbewusst sein. Ich kann authentisch offen und sicher sein.

Es war kaum schwierig für mich mich in der Gruppe zurecht zu finden, mich meiner Therapeutin zu öffnen. Ich konnte mich schon in der ersten Gruppentherapie einbringen, auch wenn es dann doch etwas anstrengend ist, da ich doch noch Schwierigkeiten habe die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Aber insgesamt habe ich dennoch kaum soziale Ängste was mir echt Mut und Sicherheit gibt.

Zurzeit bin ich alleine in meinem Zimmer, da die Warteliste eher voller weiblich gelesener Personen ist. Der Anfang war tatsächlich etwas schwierig, alleine nur die Tatsache, dass ich alleine im Zimmer bin hat direkt meine Einsamkeit getriggert. So vom Gefühl konnte ich irgendwie erst Mal nicht ankommen, da es sich angefühlt hat als wäre ich noch zuhause. Weil ich da auch die meiste Zeit alleine bin.

Allerdings fühlt es sich nun nicht mehr so schwierig an, da ich es auch schon geschafft habe auf die Mitpatientinnen zuzugehen. Habe schon mit ihnen gesprochen und auch Karten gespielt.

Wenn ich so an meine letzten Aufenthalte denke, egal in welcher Klinik, dann ist das ein großer Unterschied, ich hätte mindestens 2 Wochen gebraucht um mich in einer Gruppentherapie einzubringen. Hätte ständig mit Panik in mir versucht zu kämpfen meine Gedanken zum jeweiligen Thema zu äußern. Ich musste früher immer angesprochen werden damit ich überhaupt etwas sagen kann, da ich Angst davor hatte im Mittelpunkt zu stehen, eventuell einen schlechten Beitrag zu leisten, oder jemanden zu unterbrechen und den Raum für mich zu beanspruchen.

Ich bin froh und auch ein bisschen stolz auf mich diese Entwicklung gemacht zu haben. Ich finde es auch immer wieder lustig, dass ich erst später merke was sich alles verbessert hat. Weil es immer ein schleichender Prozess ist und es sich dann langsam als normal einschleicht, sodass ich es kaum wahrnehmen kann.

Aber dennoch bin ich froh es zu erkennen, wie heißt es so schön? „Lieber spät als nie!“.

Das einzige womit ich aktuell noch zu kämpfen habe ist der Schlaf, aber der war tatsächlich schon Monate vor der Aufnahme eine reinste Katastrophe. Meine Medikamente wurden nun angepasst und ich hoffe das sich der Schlaf dann wieder einpendelt.

Gestern hatte ich überhaupt keine Energie um irgendwas zu machen. Ich hatte mir vorgenommen spazieren zu gehen, nach nicht einmal 200 Metern musste ich mich setzen und bin dann wieder zurück in die Klinik gegangen. Alleine der Gedanke wie weit die Strecke ist hat mich demotiviert, einfach durchzuziehen.

Aber ich hatte auch eine für mich therapeutisch wichtige Erkenntnis: 50% sind 100%.

Und in der Ergotherapie hatte ich auch einen kleinen Durchbruch, dank meines neuen Leitsatzes: „unperfekt ist perfekt genug!“. Wenn ich beides verinnerliche hilft es mir hoffentlich meinen ungesunden Perfektionismus zu besiegen.

Nächste Woche habe ich meine Zielvorstellung und dann bekomme ich mehrere Therapien zugeteilt und ich freue mich darauf. Ich freue mich endlich loslegen zu können. Ich bin schon seit Monaten mehr als bereit und endlich kann es losgehen.

Autor*in: Blue

Das wird ein Kampf, ein Kampf um meine Gesundheit, ein Kampf um eine glückliche Zukunft und ein zufriedenes Leben. Diesen Kampf kämpfe ich gerne... zumindest die meiste Zeit.

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