Mein Leben gleicht aktuell einer Mischung aus Chaos, Improvisation, einem zunehmend voller werdenden Terminkalender und Niedergeschlagenheit.
Nachdem ich zwei stationäre Krankenhausaufenthalte hatte und mich freute endlich wieder arbeiten zu können, verabschiedete sich mein Immunsystem: Ein Infekt und seit Wochen Ausschlag – vermutlich Hitzeausschlag, was bei der schwülen Luft bei uns kein Wunder ist. Dennoch kann ich seit letzter Woche endlich wieder arbeiten und bekomme fortlaufend positives Feedback meiner Teilnehmer. Ich scheine einen recht guten Ruf zu entwickeln, was gerade meinen Existenzsorgen zu Gute kommt. Meine Kurse sind voll, meine Teilnehmer werden zu „Stammkunden“ und wir werden vermutlich weiter aufstocken, um die Nachfrage weiterhin abdecken zu können. Leider kann meine Arbeit vor allem spontane Ausfälle nicht so gut kompensieren, da wir wenig angestellte Gymnastiklehrer haben – genau genommen mit mir zwei. Aber dafür soll zukünftig eine Lösung gefunden werden. Eigentlich ist es fast schon verrückt, dass ich mich bei diesen guten Bedingungen um meine Existenz sorge… Aber ich lebe nun mal in keiner rosaroten Welt und weiß, dass rein theoretisch jeder Zeit der Worst Case eintreten kann.
Ich werde diese Situation als Anlass nehmen mich erneut um die Anerkennung (m)einer Schwerbehinderung kümmern. Zuletzt wurde ich ziemlich mies eingeschätzt. Die Ämter und Ärzte orientieren sich an einem „schlauen Büchlein“, welches natürlich nicht schlau genug ist, um alles zu wissen. Folglich steht doch weder irgendetwas zu meiner Erkrankung noch zu der Entfernung des gesamten Dickdarms drin. Willkür der Bearbeiter spielt, wenn man sich die Differenzen bei gleicher Erkrankung und ähnlichen Einschränkungen anschaut, eine recht große Rolle – was recht traurig ist. Als Mensch mit Beeinträchtigungen muss man daher um seine Rechte kämpfen, Widersprüche schreiben und sich notfalls Hilfe suchen. Damit ich nicht wieder dumm und hilflos dastehe, werde ich diesen Weg diesmal nicht allein gehen, sondern mir von einem Sozialverband helfen lassen.

Da ich so viel krank war, muss ich mich um Diverses kümmern, was dadurch verschoben werden musste: Die Steuererklärung, welche ich längst abgegeben haben müsste, Praktika, den Rest des Umzugschaos aufräumen und einrichten…. Primär Kleinigkeiten, aber mir fehlt momentan die Energie dafür. Die Hitze und Schwüle sowie die extremen Wetterwechsel machen mir zu schaffen. Ich schlafe schlecht. Kopfschmerzen und Müdigkeit sind mein fast permanenter Begleiter.
Somit versuch ich aktuell ein gesundes Maß zwischen Dingen, die ich erledigen muss, und Dingen, die mir etwas Energie geben, finden. Ich bevorzuge momentan ganz klar die frische Luft, Freunde und mich mit Puzzlen und Filmen zu beschäftigen. Auf Sport muss ich weitgehend verzichten, obwohl ich gerne schwimmen gehen würde. So lang ich noch Husten haben, macht das aber wenig Sinn und die Grenzen meiner aktuellen Belastbarkeit merkte ich bereits auf der Arbeit. Aber zumindest habe ich dadurch ein bisschen Bewegung und Sport.

Autor*in: Dickdarmlos

Tabus sind ein Teil unserer Gesellschaft. Verdauungsorgane, insbesondere der Darm, und die Menstruation sind immer noch Tabuthemen. Es gilt als ekelig oder unrein. Man möchte nicht darüber sprechen und erstrecht nichts darüber hören. Doch was ist, wenn du mit einer Genmutation auf die Welt kommst, der Darm früher oder später in den Mittelpunkt deines Lebens rückt, und das Leben dir obendrauf noch eine gynäkologische Erkrankung schenkt? Hier beim Lebensmutig Blog berichte ich über mein Leben mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP), Endometriose und den psychischen Folgen.

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