Triggerwarnung:

In diesem Beitrag geht es um das Gefühl, versetzt und sitzen gelassen zu werden. Um die Angst, anderen eine Last zu sein. Wenn’s dir damit nicht gut geht, dann lies das bitte zu einem anderen Zeitpunkt oder zumindest nicht allein.

Bald ist Abschlussfeier

Mein Fachabitur habe ich nun geschafft. Sollte dieser Beitrag auch wirklich wie geplant online gehen, habe ich soeben meine Prüfungsnoten erfahren – Und muss hoffentlich keine mündliche Prüfung machen. Vermutlich würden sich die anderen nun freuen. Ich kann das irgendwie nicht. Tatsächlich habe ich Angst. Angst vor der Abschlussfeier. Finde es schwierig, wenn dann alle aus der Klasse mit ihren Familien und den Freunden auftauchen.
Ich? Ich werde mit meinem Rad auftauchen. Mein Drahtesel ist mein wohl treuester Begleiter – meckert nicht, will kein Futter, akzeptiert meine Tränen,…
Noch viel schlimmer finde ich die Fragen.
„Kommen deine Eltern nicht?“ oder „Wo ist denn dein Freund?“.
Über die Jahre habe ich immer so getan als würde es mich nicht stören, wenn ich mal wieder allein auf irgendeiner wichtigen Veranstaltung aufgetaucht bin.

Die Wahrheit ist, dass es verdammt weh tut

Wenn ich ehrlich bin: Es fühlt sich echt mies an, immer irgendwas wie „Die kommen sicher gleich“ antworten zu müssen. Was soll ich auch sonst sagen? „Nein die kommen nicht. Meine Mutter hat keine Lust und der Rest keine Zeit“? Entschuldigt, aber das will ich einfach nicht antworten.
Meine Mutter wird mit Sicherheit nicht auftauchen. Nicht, nachdem ich jetzt nach 3 Jahren endlich die Vornamens- und Personenstandsänderung beantragt habe und das Amt sich die Prozesskosten (wegen dem Antrag auf Prozesskostenhilfe) teils bei ihr holen wird. Auch wenn ich bei meinem Freund und seinen Eltern wohne, wird da keiner auftauchen. Mein Freund ist zu diesem Zeitpunkt noch eine 45 minütige Autofahrt weg, sein Vater auf dem Weg um ihn abzuholen. Seine Mutter muss arbeiten. Nochmal genauer Fragen möchte ich auch irgendwie nicht. Mein Freund wird fertig von seiner Arbeitswoche sein und seine Eltern sind ganz froh drum, wenn sie nicht noch mehr Termine durch mich haben. Mag ihnen nicht zur Last fallen, indem ich Freitags noch einen Termin in den Kalender bringe. Zumal sie an dem Tag schon ein Elterngespräch haben.

Ein kleiner Funke Hoffnung

Dieses Jahr habe ich den Wunsch, die Zeit mit zwei sehr guten Freunden zu nutzen. Hoffentlich können wir zumindest den Abend dann gemeinsam verbringen. Party oder so will ich nicht. Geht wegen Corona zum Glück auch nicht. Aber einfach gemeinsam zusammen Kochen oder auf der Terrasse sitzen. Oder am See mit Lagerfeuer, wenn das Wetter mitspielt.

Ich wünsche mir für mich, besser damit zurecht zu kommen, wenn jemand keine Zeit hat.

Autor*in: Glückskind

Wie man aus dem persönlichen Horrorfilm 'ne Komödie macht? Man kippe Synästhesie, eine kPTBS, Queer* sein und ganz viel Glück in einen Topf. BOOM! Schau an, das Glückskind lebt!

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