Alle blicken auf die Corona-Statistik, aber auch die Zahl Verzweifelten steigt unentwegt. Trifft sensible Menschen der Lockdown härter?

Wenn ich in die Zeitung blicke, oder das Radio anschalte kommen mir jeden Tag Zahlen entgegen. Jeden Tag Infizierte, Kranke, Tote. Tag für Tag. Immer die erste Meldung. Die Zahl der Depressiven, Verzweifelten und Hoffnungslosen finde ich allerdings nirgendwo.

Verliert die Gesellschaft gerade ihre Seele?

Die Unterbindung  eines  großen  Teils  der menschlichen Kontakte ist für die Seele eines sensiblen,  psychisch angeschlagenen  Menschen  eine  Tortur. Mangelnde Berührungen, verdeckte Gesichter, abweisende  Gesten  über  Wochen  und Monate. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Ich fühle mich fremd im eigenen Körper, weiß nicht mehr wer ich bin, wo ich bin, welcher Tag gerade ist. Meine geliebten Giraffen fehlen mir auch so sehr, die großen, sanften Riesen, die mich immer so schön beruhigen können.

Autor*in: Giraffe

In der Kindheit, mit drei Jahren, begann ich zu stottern. Dadurch war ich schon von Anfang an Außenseiter. In der Jugendzeit entwickelten sich Depressionen, teils als Reaktion auf die Umwelt und teils erblich bedingt. Es folgten etliche jahrelange Logopädie und Psychotherapie. Erst im Erwachsenenalter wurde noch ein leichter Autismus festgestellt. Auf der einen Seite bin ich froh, dass ich zunächst relativ unauffällig bin. Mit den psychischen Symptomen kann ich inzwischen ganz gut umgehen, und das Stottern tritt meist nur unter Stress auf. Auf der anderen Seite fällt es der Außenwelt dann oft schwer zu erkennen wenn ich Hilfe Benötige. Denn die ständige Kompensation von Symptomen oder Einschränkungen kostet viel Kraft. Ich freue mich, dass ich eingeladen wurde, hier etwas zu schreiben und bin dankbar für jeden Kommentar.

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