Gastautorin: Lisa

Ich möchte das schreiben, was ich oft denke aber viel zu selten aussprechen kann. Oft fehlt mir der Mut, manchmal aber einfach nur die Lust mich zu rechtfertigen. Die Gesellschaft ist im Wandel. An allen Ecken und Kanten wird immer noch mit Vorurteilen um sich geworfen und viel zu schnell geurteilt.
„Frau K., Sie haben keine Depressionen. Sie müssen ihr Gesicht einfach in die Sonne halten!“
„Wieso arbeitest du nicht Vollzeit? Du bist doch noch jung.“
„Wieso wäschst du nicht deine Wäsche?“
„Wieso stellst du dich nicht einfach auf eine neue berufliche Situation ein?“

Weil ich nicht kann.
Oft hat dieser Satz mehr gesessen als eine Ohrfeige. Ich kann nicht. Ich will aber ich kann nicht. Meine Depression nimmt mich gefangen wie eine viel zu enge, schwitzige Umarmung und lässt mich nur Dinge erledigen die gerade zu über die Bühne gehen: Fertiggerichte aus dem Ofen zum Beispiel.
Wie soll ich Vollzeit arbeiten gehen, wenn ich abends umfalle, einen Tag nur auf dem Sofa vegetiere und trotzdem noch immer nicht ausgeruht bin? Wie soll ich meine Wäsche waschen, wenn meine Beine schwer wie Blei werden sobald ich sehe wie die Berge aus Klamotten wachsen und wachsen und wachsen?

Ich kann meine Depression überlisten, wenn ich einen guten Tag habe. Dann schnapp ich mir meine Wäsche, schmeiße eine Maschine an und gehe zur Arbeit. Wenn ich wieder komme, gehe ich sofort in den Keller und habe meine Antriebslosigkeit umgangen.
Ich kann Überstunden machen wenn ich mich danach fühle und trotzdem gut in meinem Job sein, auch wenn ich nicht Vollzeit arbeite- vielleicht bin ich auch gerade so gut darin weil ich mir Zeit nehme um mich wenigstens ein wenig zu regenerieren.
Manchmal fällt es mir schwer Entscheidungen zu treffen und mich auf neue Veränderungen einzustellen. Dafür ist alles für das ich mich entscheide meistens intensiv durchdacht.

Ich halte mein Gesicht gerne in die Sonne. Meine Krankheit verschwindet nicht, aber manchmal ist es leichter.

 

 

 

Autor*in: Gastautor*in

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