Anlässlich des Darmkrebsmonats März möchte ich den Blog nutzen, um über die Vorsorge im Rahmen einer Darmspiegelung und deren Wichtigkeit aufzuklären und kurz meine Erfahrungen zu schildern, denn viele scheuen sich vor dieser Untersuchung – oftmals aus Scham oder aufgrund des großen Tabus, welches über dem Darm und Stuhlgang schwebt.

Wann und warum sollte man eine Darmspiegelung machen?
Ab dem 55. Lebensjahr hat jede Person in Deutschland den Anspruch auf eine Darmspiegelung alle 10 Jahre – ganz ohne Beschwerden oder Auffälligkeiten. Wenn Familienangehörige betroffen sind und/oder man sogar eine bekannte genetische Disposition hat (wie in meinem Fall FAP), hat man bereits früher die Möglichkeit eine vorsorgliche Darmspiegelung zu machen oder fällt sogar in spezielle „Vorsorgeraster“. Durch eine Darmspiegelung können Veränderungen im Darm frühzeitig erkannt werden. Polypen – kleine Gewebswucherungen im Darm – können abgetragen werden und somit verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Darmkrebs entwickelt, da Polypen als „Keimzelle“ vom Darmkrebs gelten. Polyp weg = potenzielle Gefahr erstmal gebannt. Weiterhin kann durch die Darmspiegelung ein bereits bestehender Krebstumor früh erkannt werden, sodass die Behandlung früh beginnen kann und die Heilungschancen somit gut bzw. deutlich besser.
Darmkrebs ist oft ein sehr „gnädiger“ Krebs, da er meist langsam wächst und uns bzw. den Medizinern somit die Möglichkeit gibt ihn zu entdecken bevor er wirklich böse wird und streut. Tückisch ist jedoch, dass Darmkrebs sich oft erst sehr spät durch Symptome wie zum Beispiel Blut im Stuhl bemerkbar macht. Um so wichtiger ist es, dass wir alle die Darmspiegelung ab dem 55. Lebensjahr wahrnehmen und stets unsere familiäre Belastung im Blick halten und bezüglich dessen ggf. Kontakt zu Fachärzten aufnehmen, damit wir möglichst auf der sicheren Seite sind.

Vor der Untersuchung
Grundsätzlich stellt sich für jeden vorab die Frage, ob er die Spieglung miterleben möchte oder sich ins Schlummerland verabschieden möchte. Lässt man die Spieglung bei vollem Bewusstsein machen, hat dies den Vorteil, dass man live mit Blick auf den Monitor miterleben kann, wie der eigene Darm aussieht und was dort abgeht. Weiterhin muss man danach nicht erst seinen Rausch ausschlafen und ist in aller Regel fit. Wie „entspannt“ oder „schlimm“ die Untersuchung ist, ist sehr individuell. Manche beschreiben es lediglich aus unangenehm oder gar spannend, für andere war es eine Erfahrung, jedoch sehr schmerzhaft.
Aber Gott sei Dank gibt es ja, wie bereits angesprochen, die Möglichkeit die Untersuchung einfach zu verschlafen. Man bekommt ein Medikament gespritzt, was einen in einen „Dämmerschlaf“ versetzt – sozusagen einen festen tiefen Schlaf. Der Patient atme selbstständig und seine Vitalfunktionen werden durchgehend überwacht. Während der Untersuchung bekommt man nichts mit und wird danach wach – fast als wäre nichts gewesen. Vorteil ist natürlich, dass man sich unangenehme Gefühlte während der Untersuchung erspart. Man verpasst allerdings die Liveshow des Darms, muss seinen Rausch ausschlafen und ist erstmal verkehrsuntüchtig.

Das Abführen
Die Vorbereitung ist das unangenehmste, da man Abführen muss. Das Abführmittel zu trinken ist meist das schlimmste, da die meist einfach nicht gut schmecken – manche besser andere schlechter. Die Menge, die man davon trinken muss, unterscheidet sich je nach Mittel. Manche sind nur einige hundert Milliliter – dafür muss man dann viel zusätzliche Flüssigkeit trinken -, von anderen Mittel muss man bis zu 3-4 Liter trinken. Rat meinerseits: Tauscht euch vorher mit anderen Personen aus, welches Mittel sie empfehlen können und sprecht in Ruhe mit eurem Arzt darüber. Nach dem Abführen sollte der Stuhlgang bestenfalls wie Kamillentee aussehen.
Essen ist während der Zeit des Abführens logischerweise Tabu. Klare Flüssigkeiten dürfen jedoch getrunken werden

Was passiert bei der Spieglung?
Durch den After wird euch das Endoskop eingeführt. Dies ist ein Schlauch mit kleiner Kamera, welcher über einen Joystick der besonderen Klasse gesteuert werden kann und somit auch um die „Kurven“ des Darms geführt werden kann. Durch den Schlauch ist es außerdem möglich kleine Instrumente einzuführen, mit welchen man Biopsien nehmen kann. Biopsien werden in aller Regel bei jeder Darmspiegelung genommen – vollkommen unabhängig davon, ob der Darm auffällig aussieht. Durch das Einschicken in die Histologie ist man damit auf der sicheren Seite, das alles gut ist. Weiterhin können die Ärzte Polypen abtragen. Damit die Ärzte den Darm gut betrachten können, ist es notwendig, dass Luft in den Darm gepumpt wird. Im Wachzustand kann es auch dadurch etwas unangenehm werden, da die Luft natürlich gerne raus wollen würde – aber sie darf nicht raus. Am Ende der Untersuchung wird meines Wissens nach die Luft weitgehend abgesaugt. Reste verbleiben leider im Darm, aber die findet von alleine den Weg nach draußen.

Meine Erfahrungen
Ich habe die erste Enddarmspiegelung mit 10 oder 11 Jahren gehabt, die erste ganze Darmspiegelung mit ca. 16 Jahren. Die Enddarmspiegelung damals war pillepalle und auch als Kind gut ohne Sedierung zu ertragen. Bei der Darmspiegelung entschieden sich die Ärzte für bzw. mit mir für eine Sedierung, da sie mir unangenehme Gefühle ersparen wollten und zugleich auch eine Magenspiegelung gemacht wurde. Da Abführen war definitiv das unangenehmste, aber gut ertragbar. Etwas Apfelsaft dazu – ich hasse Apfelsaft – oder Eistee und das flupp irgendwie. Eventuell hilft es auch die Nase beim Trinken zu zuhalten oder an etwas Schönes zu denken, ein Liedchen im Kopf trällern o.ä..
Ich bekam vor der Untersuchung Beruhigungsmittel und wurde im Anschluss ins Schlummerland geschickt. Das Einschlafen war sehr entspannt. Wach wurde ich erst wieder auf der Station. Ein bisschen Bauchschmerzen hatte ich aufgrund der Luft im Darm. Dies vergeht aber nach einigen Stunden – vor allem, wenn man dieser freie Fahrt lässt. Was raus muss, muss bekanntlich raus. Ich persönlich vertrage das Sedativum nicht so gut, sodass ich anschließend ziemlich k.o. bin und mir eventuell auch 1-3 freie Tage „gönne“, um wieder komplett auf die Beine zu kommen.
Wenn man nach der Spieglung wieder wach ist, darf man oft erstmal ein bisschen trinken und danach auch sofort wieder essen – was auch immer man mag, ganz ohne Einschränkungen. Ich hab mir danach meist gegönnt und wenn ich stationär im Krankenhaus war, bekam ich teils zwei Mahlzeiten vor die Nase gesetzt und durfte futtern was ich und so viel ich wollte.
Alle weiteren Spieglungen – verschiedenster Art – machten mir ebenso wenig Probleme. Es kann aber durchaus mal passieren, dass man während deiner Spieglung wach wird bzw. kurz zu sich kommt. Bewusst habe ich diese Situationen aber nie wahrgenommen, da mein Hirn noch zu verwirrt war um zu verstehen, was gerade in diesem Moment passiert. Ab und an hört man ja Horrorgeschichten bzgl. des Aufwachsen. Diese kann ich nicht bestätigen. Ich denke, wenn man gute Ärzte hat, welche gewissenhaft handeln, braucht man nichts befürchten.

Da ich bereits verschiedenste Spieglungen hatte, berichte ich eventuell auch mal von den anderen. Das Thema Magenspiegelung oder auch die Kapselendoskopie könnte doch durchaus interessant sein, oder was meint ihr?
Schreibt mir gerne dazu etwas in die Kommentare. Fragen etc. sind ebenfalls gern gesehen.

Und eine Bitte an euch alle: Redet mich euren Familien und Freunden offen über dieses Thema. Wenn ihr wisst, dass jemand eine Spiegelung aufgrund des Alters machen könnte oder eine familiäre Belastung besteht, bestärkt die Person darin etwas für seine Gesundheit zu tun und beugt dem Krebs vor!

Autor*in: Dickdarmlos

Tabus sind ein Teil unserer Gesellschaft. Verdauungsorgane, insbesondere der Darm, und die Menstruation sind immer noch Tabuthemen. Es gilt als ekelig oder unrein. Man möchte nicht darüber sprechen und erstrecht nichts darüber hören. Doch was ist, wenn du mit einer Genmutation auf die Welt kommst, der Darm früher oder später in den Mittelpunkt deines Lebens rückt, und das Leben dir obendrauf noch eine gynäkologische Erkrankung schenkt? Hier beim Lebensmutig Blog berichte ich über mein Leben mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP), Endometriose und den psychischen Folgen.

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