Auf dem Bild Steht Zusammen mehr Gelassenheit Bundestreffen Junge Slebsthilfe 2019 und es ist eine gelbe Seerose zu sehen.

Tschechien, 5 Tage zuvor…
Ich bin viel unterwegs, bin bis kurz vor dem Bundestreffen in Tschechien, etwas Entspannungsurlaub.

Es funktioniert. Ich sehe mit Tiefenentspannung dem Treffen entgegen. Ich war letztes Jahr schonmal da, das vereinfacht die Sache. Man weiß was man zu Erwarten hat.Ich hoffe diese Entspannung beizubehalten und sie an andere Teilnehmer weiter geben zu können. Ich freue mich und erwarte ähnliches wie letztes Jahr wiederzuerleben: Gelebte Inklusion. Neugier, die Barrieren überwindet und Respekt, der Vertrauen und Offenheit ermöglicht. Dazu eine grandiose Orga und viele beeindruckende Leute mit denen ich geniale Gespräche führen kann. Und diesmal sogar fortsetzen könnte. 🙂

Befürchtungen habe ich nur eine ganz kleine, dass ich mich übernehme und zu wenig auf mich achte bei all dem Spannenden und Neuen.

Im Zug, 90min vor her…
So oft ich auch Zug fahre, wieder ist die Sorge da zu spät zu sein, im falschen Zug zu sein. Aber ich sitze im richtigen Zug und die Sorge legt sich.
Die positive Aufregung auf die Leute, auf die Themen bleibt. Heute morgen wurds nochma hektisch. Aber jetzt sitze ich grinsend und schreibend mit meinem grau grünen „Junge Selbsthilfe Bundestreffen 2019“ T-Shirt im Zug.

In meinem Elternhaus, 8h nach nach dem Bundestreffen
Ich hab Kopfschmerzen. Es war schön. Mir fehlt Schlaf, mal sehen wie es mir morgen geht.

Mir fällt es sehr schwer etwas zu Papier zu bringen, denn wieder sind Worte nur Honig, sehr zäher Honig. Ich muss es aktzepieren, dass gerade nach so nem Wochenende Schreiben nicht gut funktioniert. Dafür sprechen die Worte einer Anderen aus meiner Seele: „Das letzte Bundestreffen war mehr fühlen und dieses mehr Denken.“

Eine Erkentniss des Tages: Gedanken in Worte zu fassen, wenn sie viel und durcheinander sind, fällt mir schwerer als Gefühle in Worte zu fassen.
Und noch eine Erkenntniss: In meiner persönlichen Situation hat sich so viel gewandelt und auch in meiner Erfahrung als Sprecherin einer Gruppe. Beim letzten Treffen war ich am Anfang, heute bin ich weiter, selbstständiger.
Aber jetzt ist ein Kopf ist sehr müde, sehr voll, sehr schwer…

In meiner Wohnung, zwei Wochen später
Jetzt mit ein bisschen Abstand und wieder ein bisschen Alltag möchte ich ein Fazit fassen.

Was negativ war: Meine Ängste – zuviel zu reden und überheblich zu sein oder zu wirken. Aber auch Personen, die mich überlasteten und mit denen ich trozdem zu viel Zeit verbrachte. Die Anwenheit machner (weniger) tat mir schlicht nicht gut. Diese anstrengenden unangenehmen Seiten des Treffens sind verblasst.

Was positiv war: Es zaubert mir immernoch ein Lächeln aufs Gesicht, dass Andere sich an mich erinnerten und Gespräche mit mir fortführten. Sie wollten wissen was aus mir geworden war in der Zwischenzeit. Außerdem sagte man mir schöne, bestärkende und überaschende Sätze wie: „Wenn ich mal Kinder habe, sollen die so sein wie du.“
Ich konnte am Improtheater teilnehmen, was ich letzes Mal nicht schaffte und auch an einer Traumreise. Ich habe Leute kennegelrnt, die die mir gut tun und der anhaltende Kontakt ist wunderschön. Die Heimfahrt über begleiteten mich erst zwei, dann eine Teilnehmerin sehr lang. In Gesprächen mit ihnen lernte ich auf der Heimreise (erst) mehr über andere Herausforderungen wie z.B. Epilepsie. Nicht allein Zug zu fahren, war auch sehr schön an sich.

Im Vergleich zum letzten Treffen: Dieses Bundestreffen war sehr anders als das Letzte. Es beinhaltete weniger Neues für mich, war aber emotional und mental genauso anstrengend und intensiv. Das lag auch daran, dass es das zweite Treffen war. Ich kam mit weniger Fragen zur Selbsthilfe. So hab ich weniger über meine Gruppe/Tätigkeit und vielmehr über mich nachgedacht. Dieses Nachdenken über mich war ein wichtiger Anstoß, aber es hat mich erstmal umgehauen. Ich brauche sehr lang um diese Worte hier fassen zu können.

Erkenntnisse: Meine Situation in der Selbsthilfe und im Leben hat sich sehr gewandelt. Ich werde mehr für mich und meine Gesundheit tun. Auch wenn das z.T. unangenehm ist (diverse Artz Besuche). Ich werde mir einen neuen Haarschnitt gönnen usw.. Ich hab fast das Gefühl nun (noch) glücklicher zu sein.
Da manche wenige Personen aufm Treffen mir nicht gut taten, daraus nahm ich folgende Bestärkung: Verstärkt werde ich mich mit Leuten umgeben, die mir gut tun. Zusammengefasst werde ich mehr auf Selfcare achten. Aber ich lernte auch für mich, dass ich Neues besser in Kleingruppen mit viel Zeit verarbeiten kann.
Eine Erkenntnis kam mir auf der Heimreise bei einem wichtigen Gespräch mit zwei Teilnehmerinen. Diese Erkentniss hat viel in mir verändert: Die große Kompensation meiner Behinderung ist kein Zeichen, dass ich keine Hilfe verdiene. Sie ist eine Kompensationsleistung. Genauso gut zu lesen und zu schreiben wie Andere, ist eine große Leistung von mir. Stolz sein fällt mir schwer, aber das hab ich nun erkannt.

Was lange bleibt: Zusammen mehr für sich sorgen, zusammen mehr gelassen sein.

Danke, dass ich dabei sein durfte.

PS: Ich habe alles an den jeweiligen Daten aufgeschrieben. Ich habe nur bis jetzt gebraucht das Ganze zu sortieren, zu korrigieren und zu veröffentlichen.

Man liest sich

Eure Buchstabenspielerin

 

Autor*in: Buchstabenspielerin

Mein Ventil ist das Buchstabenspiel. --- Wenn du Rechtschreibfehler findest, darfst du sie behalten ;). Ich konnte sie leider aufgrund meiner Legasthenie nicht alle einfangen. Was das ist? Informier dich! Mehr dazu in meinem Profil und in meinen Blogeinträgen.

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