Schon in der Klinik im April 2018 liebäugelte ich mit Barfußschuhen und befragte eine ehemalige Mitpatientin. Schwebten sie doch schon lange in meinem Kopf rum. Hatte ich damals aber nicht den Mut mit meinen komischen Füßen das Experiment zu wagen. Auch all die Jahre danach, war immer wieder der Gedanke da, umzustellen. Aber alle Firmen die ich fand lagen bei +150 € pro Paar. Für mich aktuell nicht umsetzbar, leider. So verzichtete ich vor einigen Jahren immerhin auf meine Einlagen in den Schuhen. Wobei das eher eine Verzweiflungstat war, als Frau mit Schuhgröße 44/45/46, habe ich selbst im Übergrößen Schuhgeschäft nichts mehr gefunden, was mit Einlagen bequem war und richtig gepasst hat. So habe ich dann während eines Einkaufes beschlossen, Schluss damit, keine Lust mehr, ich will Schuhe tragen die nicht immer übern Knöchel geschnitten sind. So fand ich zwar wieder Schuhe, aber auch dort verschwanden die Barfußschuhe nur kurzzeitig aus dem Kopf.

Am Mittwoch, 19.01 dann Werbung bei Instagram bekommen, runter gesetzt auf 39 €. Dickdarmlos (sie trägt auch schon lange Barfußschuhe) die Schuhe geschickt und gefragt, was sie meinen würde, „ja nicht optimal aber ein guter Kompromiss“. So habe ich dann am Donnerstag meine Füße vermessen, mich in deren Größentabelle eingelesen und gegen Abend doch tatsächlich bestellt. Freitag verschickt und Samstag schon angekommen.

Bücherwürmchen war Glücklich. Ich wusste, ich soll mich langsam dran gewöhnen, so zog ich sie Samstag, 22.01. im Haus an, da eignete sich die Geburtstagsfeier meiner Mutter ja gerade perfekt zu.

Sonntag, 23.01 holte sie dann noch eine Freundin zu Besuch und ich witterte meine Chance, meine Schuhe zum ersten mal auszuführen. Nutzen wir das trockene Wetter mit der Freundin doch gerne für einen Abstecher in den Friedwald, um nach ihren Mann „zu gucken“.

Ich dachte mir noch, „ach Waldboden federt ja noch so ein bisschen, eignet sich bestimmt gut“ das der Fuß da anders aktiv werden muss, weil er eben kein Fußbett mehr unter den Füßen hat, habe ich in dem Moment wohl eher nicht bedacht.

Ich merkte zu Anfang schon, das es anders ist, die Waden meldeten sich und auch die Oberschenkel, aber das gehen an sich war einfach nur liebe. Naja so merkte ich nach einer Stunde spazieren, dann bis in den Hinterkopf das irgendwas anders war. Festgefahrene Waldstraße, Unterholz, Matsch, Laub, Kies waren wohl etwas zu viel für die erste Runde.

Ich denke ich kann nun behauten das Dummheit auch wehtun kann. Aber trotz allem, bin ich mehr als begeistert von den Schuhen, man merkt zwar den Untergrund (vermutlich am Anfang noch deutlicher) aber es tut eben nicht weh oder ist unangenehm. Und ich liebe es ja Barfuß zu „laufen“ im Haus und im Garten 365 Tage im Jahr, draußen ziehe ich Schuhe/Crocs eigentlich nur bei Regen und Schnee an.

Montag, 24.01 wieder erwarten hatte ich keinen Muskelkater, nur fühlte sich alles etwas Müde an. Gassi dann in meinen normalen Schuhen, und das war ein merkwürdiges Gefühl. Enger, steifer unflexibler. Nachmittags bin ich dann noch zur Apotheke und war kurz eine Kleinigkeit einkaufen. Die Barfußschuhe fühlten sich beim Anziehen direkt viel, viel besser an. Den Fahrersitz im Auto konnte ich erst mal eine kleines Stück nach vorne machen und fahren ging wie gewohnt.

Es ist noch merkwürdig mit den Barfußschuhen raus zugehen, weil sie ja doch minimal anders aussehen, aber ich liebe sie. Ich mag mich nicht umgewöhnen, aber ich sollte meinen Körper wohl den gefallen tun. Bin echt gespannt, was meine Füße am Mittwoch zu meinen dicken Wanderschuhen sagen werden. Denn das sind meine Zeitungsaustragungsschuhe die eigentlich auch super bequem sind oder womöglich eher bisher waren.

Dienstag, 25.01 das erste Mal Gassi gehen mit den Barfußschuhen. Dafür habe ich extra meine Standartrunde gewählt, die nicht allzu lang ist. Es ging, ich habe das Gefühl, leiser zu gehen und nicht mehr so zu trampeln. Die Füße freuten sich wieder und auch steckte ich die ungefähr 30 Minuten gut weg. Die linke Wade zieht nach wie vor etwas, aber ansonsten fühle ich mich richtig gut im Körper. Etwas ärgere ich mich, das ich mit dem Umstellen so lange gewartet habe, denn ich merke, das sie urbequem sind und ich gar nichts anderes mehr anziehen mag. Aber Vernunft und so.

Bin gespannt wie das Zeitungsaustragen morgen in meinen dicken Wanderschuhen ist. Bestimmt wieder total ungewohnt, weil ich deutlich weniger in den Füßen spüren werde.

Mit den Barfußschuhen geht es dann am Donnerstag weiter.

Mittwoch, 26.01 ihh Wanderschuhe. Meiner Faulheit zum Dank, habe ich das Zeitungen austragen in den Wanderschuhen durchgezogen. Die Barfußschuhe blieben in weiser Voraussicht zu Hause. So stiefelte ich also 3 Stunden mit den Wanderschuhen durch die Gegend und fand es Anfangs ganz merkwürdig. Nachdem ich dann zu Hause war, taten mir auch meine Hacken erst mal wieder weh. So ein Mistding. Naja ich bin dann Nachmittags nochmal eine Runde spazieren gegangen, in Barfußschuhen und es ging soviel besser und war soviel angenehmer. Geahnt habe ich das ja, aber das es mir soviel besser gefällt, hätte ich selbst nicht gedacht. Meine Mutter wollte mir gar nicht glauben, das ich einfach so und ohne Hund spazieren war. Sie war selbst mit einer Freundin unterwegs gewesen und wir trafen uns vorm Haus.

Donnerstag, 27.01 die Wade macht sich bemerkbar und fühlt sich hart an, bremsen kann mich das jedoch nicht. Auto fahren, Einkaufen, weg räumen und Gassi gehen habe ich wieder ohne Probleme erledigt. Keinerlei schmerzen oder Unwohlsein. Wärme und Magnesium für die Wade. Spannender wird’s heute leider nicht. Ich habe aber gestern den Entschluss gefasst die Wanderschuhe weiter zum Zeitungen austragen anzuziehen, einerseits weil ich so schon ordentlich Tempo habe, andererseits weil ich doch Angst vor der ungewohnten Belastung habe. Zumindest erstmals. Naja und dann fahren wir im März hoffentlich nach Garmisch in den Schnee und dafür sind die ganze Zeit die Wanderschuhe schon eingeplant. Vor allem auch, weil die Barfußschuhe nicht gefüttert sind und nur Wasserabweisend.

Samstag, 29.01 Regen, Nass und die Frage. Feuchte, zufriedene Füße oder trockene, unzufriedene Füße? War ich doch das erste Mal seit langem mit Menschleins aus meiner alten Selbsthilfegruppe zum Gassi verabredet. Ich überlegte und überlegte und kam schließlich zu dem Entschluss, nasse Füße in Kauf zu nehmen und Socken und Schuhe zum Autofahren in Reserve mitzunehmen. Beste Entscheidung wie immer. Füße Glücklich, Hund Glücklich, Mensch Glücklich. Mit Magnesium der letzten Tage, tat mir auch meine Wade nicht mehr weh.

Tja, führe ich das hier nun noch weiter? Ich denke nicht.

Fazit: Ich habe ja damit gerechnet, das ich mit Barfußschuhen klarkommen werde. Aber das ich so begeistert bin, damit habe ich nicht gerechnet.

Montag, 11.04 fast 3 Monate habe ich meine Barfußschuhe nun. Ich liebe sie, mittlerweile ist ein 2 Paar eingezogen und ein 3 Paar ist bestellt. Ich feiere sie jeden Tag und bin nun endlich auch an dem Punkt, wo ich nicht mehr so auf den Untergrund achte und es normal wird mit ihnen zu laufen. Ich habe sie auch im Urlaub viel getragen, außer wir sind in die Berge gegangen, also auf den Wanderwegen dort, mehr können wir Norddeutschen ja nicht. Ich ziehe sie mittlerweile auch bei Nieselregen vor, einfach weil sie so viel bequemer sind und man mehr Platz an den Zehen hat. Meine Wanderschuhe sind aber weiterhin meine Zeitungsschuhe, warum? Keine Ahnung, ist irgendwie so geblieben. Und wenn ichs mal tauschen wollte, hat es geregnet und das ist mir dann doch zu lange um nasse Füße zu haben. Gerade da das Ende meiner Zeitungsstrecke noch fest gefahrener Sand und Schotter im Neubaugebiet sind.

Ich liebe diese Schuhe heiß und innig und fange an, mir eine Sammlung anzulegen, wobei ich Schuhe shoppen sonst immer sehr gehasst habe.

Autor*in: Buecherwurm

Bücher und Depressionen, das geht? Sehr gut sogar. In der Ruhe liegen die Bücher, wie ich zu sagen pflege. Drehen die Gedanken wieder durch, gibt mir die Welt zwischen 2 Buchdeckeln, die nötige Ruhe um abzuschalten.

in Zusammenarbeit mit:

Logo Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?