Stigmatisierung und Diskriminierung sind für einen Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung große Themen. Wir begegnen ihnen oft im Alltag. Mal mehr, mal weniger. Mal versteckt, mal offensichtlich. Aber niemals weniger verletzend.

Eine Kommilitonin von mir, die auch seit Jahren unter Depressionen leidet, hat sich mal bei mir bezüglich meiner damaligen Selbsthilfegruppe für Depression und Ängste erkundigt. Sie fragte: „Da sind bestimmt nur so komische Leute, oder?“ Für mich war das ein Schlüsselmoment, wo ich erkannt habe, dass selbst Betroffene gegenüber anderen Betroffenen Vorurteile haben. Es war auch verletzend, weil ich ja selbst zu den „komischen Leuten“ der Gruppe gehörte. Das Problem liegt hier nicht bei der gesundheitlichen Komponente des Einzelnen, sondern in der Angst und den Vorurteilen gegenüber dem, was wir nicht kennen.

Antistigma ist mir wichtig, weil das Anderssein, was uns als Mensch mit gesundheitlicher Beeinträchtigung – wie auch immer sie geartet sein mag – nachgesagt wird, sich nicht von dem Anderssein anderer Menschen untereinander unterscheidet. Die Menschheit ist vielfältig. Es gibt kein klares ‚gesund‘ und ‚krank‘. Jeder trägt sein Päckchen und zwar auf seine Weise. Es gibt so viele Menschen, die einen krankhaft, verdrängenden Umgang mit Problemen pflegen und dennoch in der Gesellschaft als ‚gesund‘ gelten.

Deswegen liegt mir das Thema Inklusion so am Herzen. Solange das Verständnis für Inklusion und Vielfalt nicht weiter gefördert wird, wird es immer jemanden geben, der auf andere herabschaut und sagt: „Da sind sie wieder – die komischen Leute.“

Autor*in: Alltagsheldin

Ich melde mich hier als Alltagsheldin stellvertretend für alle anderen Alltagshelden und Alltagsheldinnen zu Wort, die ebenfalls mit einer unsichtbaren chronischen Erkrankung leben.

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