Es wieder einmal so weit. die Abgabe einer Hausarbeit steht vor der Tür und in mir steigt das wohl bekannte und das viel gehasste Gefühl von Panik auf. Natürlich nicht alleine, sondern gepaart mit einem Gefühl der Leere. Das ganze noch einmal gewürz mit einer Prise Rastlosigkeit und Unruhe. Die perfekten Gefühlszustände, um ruhig sitzend am Schreibtisch sich in tiefe philosophische Theorien hineinzuarbeiten. Ist ja nicht so, als ob diese nicht schon anstrengend genug wären.
Auch wenn ich es mir immer wieder, aufs neue vornehme, es im kommenden Semester anders zu machen, schaffe ich es nur selten, nicht in diesen Zustand zu geraten. Ständig sitzen mir irgendwelche Fristen im Nacken. Stressen mich, piesacken mich, lassen mich einfach nicht in Ruhe. Machen mich handlungsunfähig. Sorgen dafür, dass ich die alltäglichsten Dinge nicht mehr genießen kann. Dass ich anfange mich zu vernachlässigen.

Natürlich könnte ich jetzt Sport machen und dieser würde mir auch gut tun. Aber genausogut könnte ich diese Zeit für meine Hausarbeit nutzten. Jede Stunde zählt.

Dieses innerliche Chaos, diese Unruhe und permanente Zerrissenheit. Zustände, die nur schwer auszuhalten sind. Diese spiegelt sich mit fortschreitender Zeit auch in meinen Lebensumständen wider. Die Küche wird von Tag zu Tag unaufgeräumter. Auf dem Tisch stapeln sich (gefühlt) meterhoch Seminarbücher und -texte.

Natürlich könnte ich alles aufräumen und Ordnen, das würde mir sogar gut tun. Aber genausogut könnte ich diese Zeit für meine Hausarbeit nutzen. Jede Minute zählt.

Selbst Unternehmungen mit Freunden beginnen ihre Qualität zu verlieren. Fühlen sich unbefriedigend an. Irgendwie taub. Stumpf. Leer. Verlieren jegliche Resonanz.

Natürlich tun mir soziale Beziehungen gut. Aber genausogut könnte ich diese Zeit für meine Hausarbeit nutzen. Jede Sekunde zählt.

Es soll Menschen geben, die erst unter Druck arbeiten können. Ich bin keiner dieser Menschen, die es angeblich geben soll. Sobald Druck ins Spiel kommt erstarre ich regelrecht. So sitze ich wieder vor meinem E-Mail-Provider. Aktualisiere alle paar Minuten, in der Hoffnung, endlich die E-Mail im Postfach zu finden, auf die ich so lange warte. Gefühlt lange warte. Es ist lediglich ein paar Stunden her, dass ich diese geschickt habe und doch aktualisiere ich kurz nach dem Absenden mein Browserfenster. Die E-Mail, in der die erhoffte Fristverlängerung genehmigt worden ist.

Endlich ist diese da. Gespannt, zittern, aufgeführt klicke ich auf diese und hoffe, dass die Antwort positiv ist. Fristverlängerung genehmigt. Endlich Ruhe. Ruhe im Kopf. Ruhe im Körper. Endlich Ordnung. Ordnung in der Wohnung. Ordnung in mir. Endlich wieder Spaß. Spaß mit alltäglichem. Spaß mit Freunden.

Diesmal wird alles anders. Diesmal schaffe ich es. Diesmal lasse ich mir nicht mehr so viel Zeit.

Hoffentlich…

 

Autor*in: Bossi

Ich möchte meine eigene Gruppe etwas anders angehen und die üblichen Runden einer Selbsthilfegruppe mit ein paar innovativen Methoden etwas beleben. Über eben diesen Einsatz von Methoden in der Selbsthilfe, meine Erfahrungen damit und meine persönliche Suchtgeschichte möchte ich im Blog berichten und mich darüber austauschen.

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