Viele Menschen denken, dass „Behindertentoiletten“ Toiletten für Menschen im Rollstuhl sind. Ursächlich ist dafür meiner Vermutung nach die Unwissenheit in Kombination mit der Barrierefreiheit dieser Toiletten sowie dem internationalen Zeichen für behinderte Menschen (dem Symbol mit dem Menschen im Rollstuhl). Diese Toilette ist jedoch unter anderem auch für Menschen mit chronischer Blasen- oder Darmerkrankung. Also auch von mir offiziell nutzbar. Den Euro-WC-Schlüssel, mit welchem man in viele öffentliche „Behindertentoiletten“ hineinkommt, kann man mit entsprechenden Nachweis gegen einen Geldbetrag erwerben. Vor längere Zeit habe ich mir den Schlüssel auch angeschafft, da es gerade in Bahnhöfen und co oftmals angenehmer ist eine „eigene“ Toilette zu haben, die häufig auch sauberer ist. Mehr Ruhe, mehr Platz, weniger Unwohlsein, dass man beim Toilettengang gehört wird. Mittlerweile gehe ich auch recht selbstverständlich auf diese Toiletten. Negative Erfahrungen machte ich damit bisher noch nicht, doch heute habe ich anscheinend eine Person verstört.
Ich war auf der Toilette, komme raus. Eine Person schaut mich verwirrt an. Geht zur Toilette und schaut, ob es tatsächlich nur eine Toilette ist. Da ich dachte, dass er gleich reinspazieren will und die Toilette nutzen wolle, ging ich 2 Meter zurück und bekam einen Kommentar von ihm ab. Ich unterbrach ihn zügig und meinte „Ich habe dafür eine Berechtigung. Keine Sorge.“ Er reagierte irritiert mit „Aber das ist eine Behindertentoilette“. „Ja. Ich habe einen Schlüssel dafür und darf sie nutzen“. „Von mir kannse da den ganzen Tag drin hocken, wenn’s dir Spaß macht“. Während des Gesprächs kam ein anderer junger Mann, holte seinen Schlüssel raus, schloss die Tür auf und ging auf die Toilette. Ebenfalls nicht krank oder behindert wirkend und ebenfalls auf zwei Beinen laufend. Perfektes Timing würde ich sagen. Die irritierte Person hat das, glaube ich, gar nicht mehr richtig mitbekommen, da er sich währenddessen umdrehte und ging.

Ich fand diese Erfahrung nicht schlimm, da ich damit gerechnet habe, dass so etwas früher oder später mehr oder weniger ausgeprägt passiert. Ich denke, dass dieser Mann es nicht einmal böse oder angreifend meinte, sondern schlichtweg irritiert war, da man nicht jedem Menschen seine Krankheit bzw. Behinderung ansieht.

Autor*in: Dickdarmlos

Tabus sind ein Teil unserer Gesellschaft. Verdauungsorgane, insbesondere der Darm, und die Menstruation sind immer noch Tabuthemen. Es gilt als ekelig oder unrein. Man möchte nicht darüber sprechen und erstrecht nichts darüber hören. Doch was ist, wenn du mit einer Genmutation auf die Welt kommst, der Darm früher oder später in den Mittelpunkt deines Lebens rückt, und das Leben dir obendrauf noch eine gynäkologische Erkrankung schenkt? Hier beim Lebensmutig Blog berichte ich über mein Leben mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP), Endometriose und den psychischen Folgen.

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