Nun sitze ich in meinem neuen Zimmer. Mein Zuhause für das nächste Jahr. Es fühlt sich merkwürdig an. Aber es ist schön – ich hatte noch nie ein so großes und helles Zimmer mit einem so schönen Ausblick:
Nach dem, was ich bereits von der Stadt gesehen habe, sieht es aus, als könnte es eine sehr spannende Zeit werden.
Wenn da bloß die Ängste nicht wären…
Es ist schwierig. Schwieriger als gedacht oder besser gesagt schwieriger als erhofft. Vielleicht bin ich da aber auch gerade einfach nur zu ungeduldig. Meine Therapeutin meinte, ich solle mir zwei bis drei Monate Zeit geben, bis die Ängste weniger sind – und gerade beginnt ja gerade mal mein dritter Tag. Also kann es ja noch werden.
Die zehn Tage beim Vorbereitungsseminar haben mich glaube ich sehr zurück geworfen und mir gezeigt, dass es mir doch noch nicht so gut geht, wie ich dachte. Ich glaube, ich hatte noch nie so viele Panikattacken in so kurzer Zeit. Ich habe während der Zeit riesige Zweifel entwickelt, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, für ein Jahr ins Ausland zu gehen und vor allem Zweifel daran, ob ich es schaffen kann, den Anforderungen hier gerecht zu werden. (Die Frage ist wohl eher, ob ich es schaffe, meinen eigenen Anforderungen gerecht zu werden oder diese nicht zu hoch zu setzen.) Was ich aber wichtiges aus dem Vorbereitungsseminar mitgenommen habe ist, wie hilfreich es sein kann, mit anderen Menschen über seine Sorgen zu sprechen.
Ich hatte mich zuvor dafür entschieden, dass die Organisation dem Trainer von meiner Kleingruppe von meinen Problemen erzählen darf – und das war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Meine Trainerin war super lieb und rücksichtsvoll und hat immer nachgefragt, was geht und was nicht und mir die Option gelassen, manche Aufgaben dann nicht mitzumachen oder nichts zu sagen. Außerdem hat sie sich für zwei lange Gespräche Zeit genommen, in denen wir total offen reden konnten. Das hat mir irgendwie total geholfen. Gerade auch, weil sie Dinge, die ich mir selbst nicht erlauben würde zu denken, ausgesprochen hat und mich immer wieder daran erinnert hat, dass ich mehr als die Krankheiten bin.
Außerdem wurde auf dem Seminar ein „Mental Health Empowerment“ angeboten. Das wurde von zwei Trainern geleitet, die selbst psychische Probleme haben. Wir waren dann vier Freiwillige, die den Weg dorthin gefunden haben. Mir hat es leider nicht wirklich geholfen. Jeder hat gesagt, was sein Problem ist und dann war die Stunde auch schon vorbei. Die anderen drei haben alle gesagt, wie gut und stabil sie sich momentan fühlen – das hat mich dann noch stärker zweifeln lassen. Also habe ich am nächsten Tag noch das persönliche Gespräch mit dem einen Trainer gesucht und auch da gemerkt, dass mich das bestärkt hat, meinen Weg zu gehen und mich nicht von meinen Ängsten abhalten zu lassen.
Autor*in: Mutsammlerin
An ein Leben ohne Angst kann ich mich nicht erinnern. Aber ich kann davon träumen, die Angst aushalten und für meine Träume kämpfen.
Gib dir ein bisschen Zeit und versuch geduldig mit dir selbst zu sein. Dann wird das sicher werden, auch wenn es dauert und du sicher immer mal wieder mit dir haderst. Aber das weißt du sicher selbst.
Ich habe zwar keine so starken Probleme wie du, jedoch leide ich auch unter diffusen Ängsten, deren Ursache ich teils nicht mal benennen kann. Das macht mir selbst auch manchmal (häufiger) das Leben schwer, aber mit der Zeit wächst man daran und ich denke, du bist auf einem guten Weg.
Ich hoffe, dass du die Zeit dort genießen kannst. Die Bilder sehen wundervoll aus!
Fühl dich gedrückt. <3
Vielen Dank für deine lieben Worte. ♡
Liebe Mutsammlerin, ich schicke dir auch meine guten Gedanken und Wünsche! Ich finde es super großartig und sehr mutig, dass du dich auf das Ganze einlässt und dabei auch noch so offen bist! Ich denke, dass es genau deine Offenheit ist, über die dann gute Beziehungen und Kontakte zu anderen Menschen überhaupt erst zustande kommen können.
Herzlichen Dank für deine lieben Worte 🙂 die haben mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert
Hi Mutsammlerin.
Ich hab auch gerade einen steinigen Weg vor mir und ich kann deine Zweifel verstehen. Aber man muss da durch und seine Ängste besiegen. Sonst hat das Leben schon gewonnen. Und ich glaub an dich. Du bist eine starke Frau.
Danke, du Liebe. Und du bist erst recht stark! Wir schaffen es also beide über die Steine zu klettern und unseren Weg zu gehen.
Ich finde es sehr mutig, dass Du diesen Schritt gewagt hast. Das würde ich mir nicht zutrauen, insbesondere mit einer wackeligen psychischen Verfassung. Da gehört schon ein gewisses Maß an Selbstvertrauen zu, klasse!
Aber diese Ernüchterung, wenn man in neuen, ungewohnten Situationen merkt, dass es einem doch nicht so gut geht, wie man gehofft hatte – das kenne ich nur zu gut.
Du machst alles richtig, es ist manchmal einfach ein mühsamer Weg, den man achtsam Schritt für Schritt gehen muss. Weiter so. 🙂
Vielen Dank für deine lieben Worte! Ich habe mich sehr darüber gefreut 🙂